Der Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongresswahlen in den USA blieb aus. Doch Ex-Präsident Trump arbeitet weiterhin an seiner Rückkehr. In welche Richtung werden sich die USA in den nächsten Jahren entwickeln? Diskutieren Sie mit!
Noch gibt es keine Endergebnisse, aber eines ist klar: Die republikanische Welle bei den US-Wahlen blieb aus. Eine schlechte Nachricht für Donald Trump und seine Comeback-Pläne. Dass der Ex-Präsident 2024 wieder antreten will, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. „Die Republikaner sollten eher überlegen, ob der 76-jährige Populist tatsächlich der Winner-Typ für die Präsidentschaftswahl 2024 ist“, schreibt Thomas Vieregge in einem ersten Kommentar.
Und er fügt mit Verweis auf den amtierenden Präsidenten Joe Biden hinzu: „Dies gilt im Übrigen auch für die Demokraten." Eine große Mehrheit der US-Amerikaner wünscht sich nämlich laut einer jüngsten Umfrage keine zweite Amtszeit für Biden.
In einem ausführlicheren Leitartikel meint Vieregge: „Die Amerikaner haben Besseres verdient als Biden und Trump“.
Freiwillig wird Trump das Feld wohl eher nicht räumen. US-Korrespondentin Elisabeth Postl verweist in einer Analyse zu den Wahlergebnissen auf ein TV-Interview, das eigentlich alles dazu sagt. Im Gespräch sagte Trump: Sollten die Republikaner gewinnen, „dann war das allein mein Verdienst. Wenn sie verlieren, dann darf man mir gar keine Schuld geben.“
Ian Buruma, Professor für Menschenrechte in New York, beschreibt in einem Gastkommentar die Anziehungskraft von Trump so: „Die Menschen haben sich ihm als einer Art Messias zugewandt. Sie unterstützen ihn nicht nur, sondern halten ihn für einen Retter, der ihnen ein Gefühl des Stolzes vermittelt, nicht zuletzt durch ihre Zugehörigkeit zu etwas, was größer ist als das Leben des Einzelnen."
Die USA machen ihr politisches System kaputt.
Christian Ultsch
„Presse"-Außenpolitik-Chef Christian Ultsch warnte vor einigen Tagen in einem Leitartikel: „Der Graben zwischen den beiden Lagern wird immer tiefer. Auch die US-Demokraten radikalisieren sich an ihrem breiter werdenden linken Rand. Die USA machen ihr politisches System kaputt.“ Eine Hoffnung auf Besserung hat Ultsch nicht: „Die Republikaner haben nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 eine Chance zur Läuterung verpasst. Sie hätten sich spätestens zu diesem Zeitpunkt von Trump distanzieren müssen."
Dies alles hat freilich nicht nur innenpolitische Folgen, wie Christoph Zotter in einem Leitartikel ausführlich dargelegt hat. Er schreibt: „Europa muss sich rüsten, falls ein neuer Trump an die Macht kommt". Denn bisher sei eine Frage ungeklärt: „Was macht die EU, sollte eine US-Regierung beschließen, sich nicht mehr für Europa zuständig zu fühlen?"
(sk)
Diskutieren Sie mit: Wie beurteilen Sie die politische Lage in den USA? Rechnen Sie mit einem Comeback von Trump (oder einem „neuen Trump")? Welche Auswirkungen hätte das international? Und: Wie kann sich Europa darauf vorbereiten?