Teuerung

Eurozone-Inflation deutlich gesunken

2022 markierte ein Rekordjahr bei den weltweiten Lebensmittelpreisen.
2022 markierte ein Rekordjahr bei den weltweiten Lebensmittelpreisen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Zum Jahreswechsel hat der Preisschub in der Eurozone deutlich nachgelassen. Österreich meldet freilich eine Inflationsrate, die über dem Durchschnitt liegt.

Frankfurt/Wien. Gute Nachrichten gibt es zum Thema Teuerung: Die Inflationsrate in der Eurozone ist zum Jahresende aufgrund eines nachlassenden Preisschubs bei Energie unerwartet deutlich gesunken. Im Dezember kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 9,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Noch im November war die Teuerungsrate bei 10,1 Prozent gelegen, im Oktober bei 10,6 Prozent. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang auf 9,7 Prozent gerechnet. Die Inflation hat sich damit bereits den zweiten Monat in Folge abgeschwächt. Trotz des erneuten Rückgangs ist sie aber immer noch mehr als viermal so hoch wie das mittelfristige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Dieses Niveau erachten die Währungshüter als angemessen für die Wirtschaft in der 20-Länder-Gemeinschaft.

Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich dürfte im Dezember hingegen laut vorläufiger Schnellschätzung der Statistik Austria bei 10,5 Prozent gelegen sein. Laut Agenda Austria hat die Jahresinflation in Österreich von voraussichtlich 8,5 Prozent dem Staat im vergangenen Jahr Mehreinnahmen von 6,1 Mrd. Euro beschert – der größte Teil davon stammte aus höheren Mehrwertsteuereinnahmen. Andererseits hatte der Staat durch gestiegene Preise aber auch Mehrausgaben von 3,9 Mrd. Euro, dazu zählen etwa höhere Beamtenbezüge oder der Zinsendienst. Dafür gab es allerdings ein höheres Mehrwertsteueraufkommen, das Agenda Austria mit 2,6 Mrd. Euro beziffert. Hinzu kamen gestiegene Sozialversicherungsbeiträge, die mit 1,8 Mrd. Euro zu Buche schlagen, und um eine Mrd. Euro höhere Lohn- und Einkommensteuer.

Rekordpreise für Lebensmittel

Und was waren generell die großen Preistreiber? Wenig überraschend heizten die Energiepreise die Inflation im Dezember erneut an, auch wenn der Preisanstieg nicht mehr ganz so stark ausfiel. Energie verteuerte sich binnen Jahresfrist um 25,7 Prozent, nach 34,9 Prozent im November. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 13,8 Prozent nach 13,6 Prozent im November. Laut Welternährungsorganisation FAO sind die Lebensmittelpreise 2022 global auf einen Rekordwert geklettert. Im Vergleich zu 2021 ergab sich ein Anstieg von mehr als 14 Prozent. Die Preise für Industriegüter ohne Energie nahmen im Dezember um 6,4 Prozent zu. Im November war das Plus bei 6,1 Prozent gelegen. Dienstleistungen verteuerten sich im Dezember um 4,4 Prozent, nach 4,2 Prozent im November.

EZB-Chefin Christine Lagarde signalisierte zuletzt, dass die EZB ihren Kurs der Zinserhöhungen auch im neuen Jahr fortsetzen werde. Im Kampf gegen den hohen Preisdruck hatte die Notenbank auf ihrer Zinssitzung im Dezember die Schlüsselsätze um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Damit nahm sie nach zwei Jumbo-Zinsschritten im September und Oktober um jeweils 0,75 Prozentpunkte den Fuß etwas vom Gas. Lagarde stellte in Aussicht, dass auf den kommenden Sitzungen der Takt von Anhebungen um einen halben Prozentpunkt voraussichtlich beibehalten werde.

Das nächste EZB-Zinstreffen ist am 2. Februar. Die Euro-Notenbank hat innerhalb weniger Monate die Zinsen bereits viermal in Folge angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank erhalten, liegt aktuell bei zwei Prozent.

Experten erwarten Rückgang

Wirtschaftsexperten erwarten freilich einen allmählichen Rückgang der weltweiten Inflation in den kommenden Jahren. Für 2023 wird mit einer globalen Inflationsrate von 7,1 Prozent gerechnet, erklärten das deutsche Ifo-Institut und das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik – sie hatten dazu 1537 Ökonomen aus 133 Ländern befragt. Im kommenden Jahr werden noch 5,8 Prozent Teuerung erwartet und 2026 noch 4,5 Prozent. Eine geringere Inflation als im globalen Durchschnitt wird für Westeuropa, Nordamerika und Südostasien erwartet.

Überdurchschnittlich werde sie in Südamerika (25 Prozent), Südasien (23 Prozent), Nord- und Ostafrika (über 30 Prozent) sein. (ag/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2023)

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