KLIMAAKTIVISTEN STARTETEN MIT BLOCKADEWELLE VOR WIENER SCHULEN
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Mitreden: Wie viel Verständnis haben Sie für die Klimaaktivisten?

Mit Verkehrsblockanden und Co. machen die Klimaaktivisten auch im neuen Jahr Schlagzeilen. Und sie bekommen Rückenwind von Wissenschaftlern. Doch wie weit darf Aktivismus gehen? Und was bringt er wirklich? Diskutieren Sie mit!

Der Ton gegen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten und ihre teils sehr umstrittenen Aktionen wird rauer: Am Wochenende forderte etwas Niederösterreichs wahlkämpfende ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner härtere Strafen. „Krone"-Kolumnist Michael Jeannée will den Klima-Klebern gar „eine kleben“. Und auch der Frust unter den Autofahrern steigt. Ein Video zeigt nicht nur Hupkonzerte am Wiener Gürtel, sondern auch, wie ein Mann versucht, Mitglieder der „Letzten Generation“ von der Straße zu zerren und sie tritt.

Es gibt aber auch Sympathie für die Straßen-Blockaden. Denn diese seien mit vernünftigen politischen Anliegen (z.B. der Einführung von Tempo 100 auf Autobahnen) verbunden, sagt etwa eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Forscher stellten sich am 10. Jänner an die Seite der Demonstrierenden. Spaß mache ihnen das allerdings nicht, versicherten sie: „Es ist traurig, dass wir zu solchen Aktionen greifen müssen, damit wir gehört werden“, so ein TU-Professor.

Teresa Wirthfragt sich in einem Kommentar dazu, was der Unterschied zu Gesundheitsfachleuten in der Coronakrise sei. Ihnen habe die Politik schließlich zugehört. „Auch in der Klimawissenschaft gibt es solche Experten. Österreich hat viele von ihnen, höchst renommierte noch dazu. Warum werden sie zu wenig gehört?“, so Wirth.

Erst diese Woche prallten in einem ORF-Streitgespräch die Ansichten aufeinander. Das Ergebnis: Alles super hierzulande (wären da nicht die „Klimachaoten"), meint ÖVP-Jugendpolitikerin Claudia Plakolm. Eine "unvorstellbare Katastrophe" sieht dagegen „Letzte Generation"-Mitbegründerin Martha Krumpeck. Dass die Unternehmungen ihrer Aktivistengruppe der Klimabewegung schaden, glaubt Krumpeck freilich nicht. "Die Daten, die wir haben, auch aus anderen Ländern, zeigen einfach, dass das so nicht richtig ist. Dass gerade nach solchen Protestwellen die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen ansteigt.“ Mehr lesen Sie in der TV-Notiz von Rosa Schmidt-Vierthaler.

„Presse"-Kolumnist Franz Schellhorn- Chef der wirtschaftsliberalen Denkfabrik „Agenda Austria“ - findet die Richtung, in die sich der Klima-Aktivismus bewegt, jedenfalls gar nicht gut. Er schreibt von einer „geradezu religiösen Untergangssehnsucht einer heranwachsenden Generation“ und warnt vor „totalitären Ideen". Die freie Marktwirtschaft wolle man abschaffen und manche Ökonomen würden gar schon offen für die Abschaffung der liberalen Demokratie plädieren.

Joel Tölgyes, Klima-Ökonom am arbeitnehmernahen Momentum-Institut, ist da ganz anderer Meinung: „Wir alle profitieren vom Konflikt der Klima-Aktivistinnen mit jenen, die das Ausmaß der Klimakrise verdrängen und den Status quo verteidigen. Sozialer Fortschritt wird immer gegen Widerstand durchgesetzt. Egal, was wir von den Klima-Aktivisten halten, jeden Millimeter Klimaschutz haben wir ihnen zu verdanken."

Ob die Klimaaktivisten zurecht zu härteren Mitteln des Protests greifen, ist übrigens nicht nur eine moralische Frage. „Presse"-Rechtsexperte Philipp Aichinger klärt in einer Analyse auf: „Welche Folgen Klima-Aktivisten fürchten müssen“.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Haben Sie Verständnis für Straßen-Blockanden und ähnliche Aktionen? Verstehen Sie die Verzweiflung mancher Aktivistinnen und Aktivisten? Wie weit darf Klima-Aktivismus gehen? Und was bewirkt er?

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