Den langen Wartezeiten könne man mit „mehr politischem Willen“ der SPÖ rascher begegnen, findet Grünen-Chef Peter Kraus.
Wien. Seit Montag müssen Fahrgäste der Wiener Linien noch etwas länger warten als bisher. Auf 35 Straßenbahn- und Buslinien sind – erneut – Intervalle verlängert worden, um dem Personalmangel zu begegnen. Die Wiener Linien wollen die Lage nun bis Herbst in den Griff bekommen.
„Das geht schneller“ sagte dazu am Donnerstag Chef der Wiener Grünen, Peter Kraus, notwendig sei lediglich etwas „mehr politischer Wille“ vom zuständigen SPÖ-Stadtrat Peter Hanke. Kraus lieferte dazu gleich einige Vorschläge: Öffentliche Verkehrsmittel könnten schneller fahren, wenn ihnen bei Ampeln generell Vorrang gegeben würde und sie im Idealfall nur noch bei Haltestellen halten müssten. Straßenbahnen stünden bis zu einen Viertel ihrer Fahrzeit an Kreuzungen, sagten die Verkehrssprecher Killian Stark und Heidemarie Sequenz. Das habe eine selbst durchgeführte Feldstudie ergeben. Zahlen, wie viele Ampeln noch nicht zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel geschaltet seien, würden die Wiener Linien jedoch unter Verschluss halten, so der Vorwurf der Grünen.
Von den Wiener Linien hieß es dazu zur „Presse“: „Ein Großteil der Ampeln in Wien werden bereits so geschaltet, dass die Öffis flotter unterwegs sein können.“ 2022 seien etwa Ampeln auf den Strecken der Linien 52, 60, 9, 42, D, 30, 31, O und 44 optimiert worden.
Zeit verlieren vor allem Straßenbahnen auch durch die Gleiskörper blockierende Falschparker. 2021 gab es laut Wiener Linien 1808 solche Behinderungen, die bis zu 40 Minuten dauerten. Um dem entgegenzuwirken, forderten die Grünen ein Parkverbot für kritische Stellen oder gleich die Wegnahme von Parkstreifen, wenn dadurch eigene Fahrspuren für öffentliche Verkehrsmittel geschaffen werden können. Antwort der Wiener Linien: „Mehr als die Hälfte der Straßenbahnen fahren bereits auf eigenem Gleiskörper.“
Personalprobleme will man nun mit verbesserten Arbeitsbedingungen in den Griff bekommen: 2023 sind die Brutto-Monatsgehälter für Fahrer um 210 Euro gestiegen, für Überstunden gibt es eine Drei-Euro-Prämie zusätzlich. Zudem wurde angekündigt, „langfristig“ die 35-Stunden-Woche einzuführen, man wolle vermehrt Teilzeitkräfte anwerben.
Dennoch müsse man Wienern ein Angebot machen, „damit sie weiter treue Fahrgäste bleiben“, sagte Kraus. Er schlug eine dreimonatige Gutschrift für Jahreskartenbesitzer vor. Außerdem forderte er vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig mehr Rückhalt für die Wiener Linien ein, die bisher, etwa in den Außenbezirken, oft den Kürzeren gegenüber Autofahrerinteressen ziehen mussten.
Grünen Mitschuld?
Dass die Grünen selbst zehn Jahre für den Verkehr zuständig waren und möglicherweise Mitschuld an der schwierigen Lage tragen, wies Stark zurück: „Die Wiener Linien waren immer in der Hand der SPÖ“ – ebenso wie die Finanzen. Vom damaligen Koalitionspartner habe man von keinen Problemen erfahren, etwas was der derzeitige pinke Regierungspartner – Stichwort Wien Energie – bestimmt kenne. (twi)
(twi)