Über 21.000 Tote

Caritas verstärkt Nothilfe im Katastrophengebiet nach Erdbeben in der Türkei und Syrien

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Die Wahrscheinlichkeit, Überlebende zu finden, schwindet zusehends. Die Helferinnen und Helfer geben die Hoffnung aber nicht auf. Denn noch immer passieren „Wunder“ und Menschen werden lebend geborgen.

Die Zahl der Todesopfer nach dem schweren Erdeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist bereits auf mehr als 21.000 gestiegen. Auch wenn immer wieder Überlebende geborgen werden, schwindet die Hoffnung. Die Caritas hat die Nothilfe in den Katastrophengebieten verstärkt. Das Bundesheer ist weiter im Einsatz in der schwer betroffenen Provinz Hatay. "Auch wenn die Chancen geringer werden, wir suchen weiter und geben die Hoffnung nicht auf", sagt Einsatzleiter Bernhard Lindenberg.

Seit Dienstag sind mehr als 82 Rettungskräfte des Bundesheeres mit 45 Tonnen Equipment im Erdgeben-Gebiet in Antakya. Neun Menschen konnten durch die Spezialisten bisher aus den Trümmern befreit werden. Am Donnerstagabend konnten sie einen Mann aus einem Hohlraum bergen, in der Nacht auf Freitag wurde eine Familie mit einer Frau, zwei Männern und zwei Kinder aus einem verschütteten Verbindungsgang gerettet, in Zusammenarbeit mit lokalen Hilfskräften. "Es grenzt fast an ein kleines Wunder, fünf Personen jetzt noch lebend zu retten", sagt Lindenberg. Seit Donnerstag 6.00 Uhr ist das kritische Zeitfenster von 100 Stunden zu Ende. Die Familie blieb dennoch fast unverletzt, sagte der Einsatzleiter des Bundesheeres.

Kein Strom, kaum befahrbare Straßen und Minusgrade

Die 82 Soldatinnen und Soldaten haben zuletzt einen neuen Sektor in der Innenstadt von Antakya erschlossen. Vor allem dort soll nun nach Verschütteten gesucht werden, so der Kontingents-Kommandant. Die Bedingungen in der Türkei sind schwierig, kein Strom, kaum befahrbare Straßen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erschweren den Einsatz. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Hilfskräften kommen Rettungshunde, Spezialkameras, Stromaggregate und weiteres Equipment zum Einsatz. Unter anderem haben die Einsatzkräfte mehrere tausend Flaschen Trinkwasser, über 2000 Essensrationen, zehn Großzelte und sechs Stromaggregate mit. Zehn Tage soll der Einsatz dauern.

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Die Katastrophenhilfseinheit Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) besteht aus drei Rette- und Bergegruppen, die an zwei getrennten Suchorten zum Einsatz kommen und seit ihrer Ankunft rund um die Uhr im Einsatz sind. Das Team verfügt darüber hinaus auch über Notärzte, Notfallsanitäter, Bergführer, Hundeführer, Statiker, Vermesser und Dolmetscher sowie Sanitäts-, Logistik- und Hygieneexperten des Bundesheeres. "Unsere Soldatinnen und Soldaten im Erdbebengebiet sind mit besonderen psychischen und physischen Herausforderungen konfrontiert - unsere Einheit ist gut ausgerüstet und ausgestattet und wird auch laufend durch einen Heerespsychologen betreut. Und dies alles in Kombination gibt ihnen die Möglichkeit die Suche nach Opfern unvermindert fortzusetzen", erklärt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

4,1 Millionen in Syrien auf Hilfe angewiesen

Die Caritas hat ihre Nothilfe für Syrien und die Türkei verstärkt. Andreas Knapp, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Nachbar in Not und Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich befand sich am Freitag auf am Weg nach Aleppo. Er will sich ein Bild von der Lage an Ort und Stelle machen. "Alleine im Nordwesten Syriens geht es um 4,1 Millionen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Viele Menschen stehen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße und sie müssen dringend vor der klirrenden Kälte Schutz finden", so Knapp. Daran würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Syrien arbeiten. Sie "bringen Leute in sicheren öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Kirchen unter", berichtet Knapp.

Die Caritas hat als erste Sofortmaßnahme mit Partnerorganisationen 100.000 für die Akut-Versorgung zur Verfügung gestellt. "Ein großer Vorteil der Caritas ist, dass wir bereits seit den 90er-Jahren in Syrien aktiv sind und auf bestehenden Strukturen aufbauen können", sagt Knapp.

„Schlimmer als die Tage des Krieges"

Aleppos Anrainer stehen nach dem verheerenden Erbeben unter Schock. "Wir stehen vor einer Katastrophe, die schlimmer ist als die Tage des Krieges", sagt eine Frau namens Suad. "Viele unserer Nachbarn und Verwandten sind bei dem Erdbeben gestorben." Ihre Familie habe mehrere Häuser besessen, die nun alle unbewohnbar seien. Sie wisse nicht, wo sie nun auf Dauer wohnen solle. Die Notunterkünfte der Stadt seien überfüllt, berichtet sie.

Aleppo gilt als Sinnbild des syrischen Bürgerkrieges. Die Stadt wurde bei heftigen Kämpfen stark zerstört. Sie steht inzwischen wieder unter Kontrolle der Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad. Am Montag haben die Erdbeben der Stadt zusätzlich stark zugesetzt: Behörden zufolge mussten Zehntausende ihre Häuser verlassen. Laut UN wurde in dem Ort jedes dritte Gebäude durch die Erdstöße zerstört.

(APA)

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