Naturkatastrophe

Mindestens drei Tote bei erneut schweren Erdbeben in der Südosttürkei

IMAGO/ZUMA Wire
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300 Menschen wurden verletzt, wieder sind Häuser eingestürzt. Das Beben war auch im Norden Syriens und bis in den Libanon zu spüren. Bisher gab es 26 Nachbeben.

Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien hat ein weiteres Beben der Stärke 6,4 die südosttürkische Provinz Hatay erschüttert. Drei Minuten später kam es zu einem weiteren schweren Beben der Stärke 5,8. Das teilte die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mit. Das Epizentrum lag im Bezirk Samandag.

Bisher gibt es mindestens drei Tote. 213 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden, sagte der türkische Innenminister Süleyman Soylu. Er warnte Menschen davor, erneut in Häuser zu gehen. Bisher habe es 26 Nachbeben gegeben.

Krankenhaus evakuiert

Laut der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad hatten am Abend zwei Beben im Abstand von drei Minuten die Provinz Hatay mit Stärken von 6,4 und 5,8 erschüttert. Bei dem ersten Beben habe es sich nicht um ein Nachbeben der großen Erschütterungen von vor zwei Wochen, sondern um neue Beben gehandelt, so Oktay.

Der Sender CNN Türk berichtete, die Menschen seien in Panik auf die Straße gelaufen, zudem sei in Hatay der Strom ausgefallen. Der Bürgermeister von Hatay, Lütfü Savas, rief via Twitter dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete, das staatliche Krankenhaus in der Küstenstadt Iskenderun werde evakuiert.

Häuser in Syrien eingestürzt

Das Beben war auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens und bis in den Libanon zu spüren. In mehreren Orten nahe der syrischen Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris nahe der türkischen Grenze, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde.

In mindestens vier Kliniken der Organisation seien neue Opfer eingetroffen - darunter ein Kind mit Herzstillstand, das reanimiert werden konnte. Ob in der Türkei Häuser einstürzten, war zunächst unklar.

125 Verletzte in Syrien

Die Rettungsorganisation Weißhelme teilte mit, im Nordwesten Syriens seien mehrere Städte und Dörfer betroffen. In mehreren Gebieten seien Hauswände und Balkone eingestürzt. 125 Menschen seien verletzt worden, die meisten davon durch "Angst und Panik", weil Menschen von Häusern gesprungen oder ohnmächtig geworden seien. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zählte am Montagabend 470 Verletzte in Syrien, die meisten davon im Raum Aleppo.

"Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und ziehen durch die Straßen in Angst, dass weitere (Erdbeben) folgen werden", darunter auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, twitterte die Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR für die Region, Rula Amin.

Das Beben erfolgte zwei Wochen nach einem verheerenden Erdbeben in der Region. Am 6. Februar hatte früh morgens ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Das Epizentrum lag in beiden Fällen in der südtürkischen Provinz Kahramanmaras. Mehr als 47.000 Menschen sind bei dem Beben ums Leben gekommen, davon mindestens mehr als 41.000 in der Türkei.

Millionen Syrer von Erdbebenfolgen betroffen

In Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern mehr als 47.000 Menschen ums Leben gekommen.

In Syrien sind nach Angaben der Vereinten Nationen 8,8 Millionen Menschen von den Folgen der Erdbebenkatastrophe betroffen. "Die Mehrheit von ihnen benötigt voraussichtlich irgendeine Form von humanitärer Unterstützung", schrieb die stellvertretende UNO-Syrienbeauftragte Najat Rochdi am Sonntag bei Twitter. Aktivistinnen und Helfer in den Rebellengebieten im Nordwesten Syriens hatten in den Tagen nach den Beben vom 6. Februar mangelnde Hilfe der UNO beklagt.

(APA/Reuters/dpa)

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