Hofburg

Demonstrationen, Polizei-Großaufgebot und FPÖ-Prominenz: Der Akademikerball ist zurück

APA/HANS PUNZ
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Nach zwei Jahren findet der Ball wieder statt - ebenso die Demo dagegen. Die Polizei wird mit 1200 Kräften im Einsatz sein. Insgesamt sind zehn Kundgebungen angemeldet.

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause findet am Freitag wieder der freiheitliche "Akademikerball" in der Wiener Hofburg statt. Die von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer betrachtete Veranstaltung wird wieder von Demonstrationen begleitet werden. Die Polizei ist mit rund 1200 Beamten im Einsatz. Rund um die Hofburg gilt ab 17.00 Uhr eine Platzsperre. Die FPÖ wird prominent vertreten sein: Die Eröffnungsrede hält Volksanwalt Walter Rosenkranz.

Ab dem Nachmittag richtet die Polizei eine Sperrzone rund um den Veranstaltungsort ein. Der Ring wird abschnittsweise für den Verkehr gesperrt - und zwar ab 16.30 Uhr vom Schwarzenbergplatz bis zum Schottentor. Auch der Straßenbahnverkehr in diesem Bereich ist davon betroffen - nicht aber die U-Bahn. Lediglich der U-Bahn-Aufgang zum Minoritenplatz wird bei der Station Herrengasse wegen des Platzverbots gesperrt. In der Innenstadt ist mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, die Polizei empfiehlt, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren.

Zehn Kundgebungen angemeldet

Rund um den Burschenschafter-Ball wurden zehn Kundgebungen angemeldet, gab die Polizei im Vorfeld bekannt. Zumindest eine davon richtet sich direkt gegen den Ball: Die "Offensive gegen Rechts" hat wieder zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt aufgerufen. Start des Protestmarsches (Motto: "Faschos aus der Hofburg schmeißen!") ist für 18.00 Uhr beim Sigmund-Freud-Park beim Schottentor. Die Demo-Route führt unter anderem über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße bis hin zum Morzinplatz. Dort ist für 19.30 Uhr eine Abschlusskundgebung angemeldet. Die Organisatoren rechnen mit 2.000 bis 3.000 Teilnehmern.

Der Ball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Ballorganisator Udo Guggenbichler beklagte allerdings am Dienstag Gewalt-Aufrufe im Vorfeld des Balls - und brachte deswegen auch eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien ein.

Ausschreitungen schon am Vorabend des Akademikerballs

Tatsächlich ist es schon am Vorabend des Balls bei einer Gegendemonstration zu Ausschreitungen in der Wiener Innenstadt gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden am Donnerstag drei Beamte verletzt. Kundgebungsteilnehmer bewarfen die Polizistinnen und Polizisten mit Eiern und pyrotechnischen Gegenständen. Bei der Kundgebung am Donnerstagabend, "antifaschistischer Budenbummel" genannt, sei die Stimmung der Teilnehmer zunehmen aggressiver geworden. Es sei nicht nur eine Hausfassade mit Pyrotechnik beschädigt, sondern auch Beamte und Beamtinnen mit Eiern und pyrotechnischen Gegenständen beworfen worden, teilte die Polizei mit. Als der Demonstrationszug angehalten und die Teilnehmer aufgefordert wurden, pyrotechnische Gegenstände zu übergeben, seien Polizistinnen und Polizisten gestoßen und getreten worden.

"Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass weitere strafbare Handlungen durch die Teilnehmer gesetzt werden, wurde die Versammlung behördlich aufgelöst", so die Polizei. Einige der zurückgelassenen pyrotechnische Gegenstände mussten aufgrund der Gefährlichkeit von einem sprengstoffkundigen Organ abgeholt und speziell gelagert werden. Die Bilanz der Polizei: Drei verletzte Polizisten, drei verwaltungsrechtliche, elf strafrechtliche Anzeigen sowie zahlreiche Identitätsfeststellungen und Sicherstellungen von Pyrotechnik.

Russische Delegation als Ballgäste?

Der Unmut der Demonstranten richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichten und prägen. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in "Akademikerball" umtaufte. Beim bisher letzten Event im Jahr 2020 war unter anderem Martin Sellner zu Gast - seines Zeichens Chef der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Identitären Bewegung". Für Aufsehen sorgten auch Gäste in der Vergangenheit, 2012 etwa kam die französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen zum Ball.

Im Vorfeld des heurigen Akademikerballs gab es Spekulationen um einen möglichen Besuch durch jene russische Delegation, die zur zeitgleich stattfindenden Wintertagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE nach Wien kommt. Die FPÖ wies Berichte über eine allfällige Einladung der Delegierten brüsk zurück, auch der russische Delegationsleiter Pjotr Tolstoj betonte, es seien abseits der OSZE-Tagung keine anderen "Events, Bälle, Empfänge und so weiter" geplant. Guggenbichler betonte im Vorfeld, man könne freilich nicht kontrollieren, wer auf den Ball kommt. Freude über einen solchen Besuch hätte man jedenfalls keine.

„Kein großer Ballgeher": Kickl nicht dabei

Stark am Ball vertreten sein wird jedenfalls die FPÖ. Zwar nimmt Partei-Chef Herbert Kickl nicht teil, er befindet sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl - und sei außerdem "generell kein großer Ballgeher", wie es aus der Partei hieß. Kommen werden hingegen unter anderem der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker sowie FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz, der auch die Eröffnungsrede halten wird - was für Kritik der SPÖ sorgt. "Es ist unannehmbar, dass offizielle Vertreter Österreichs und Burschenschafter den Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine tanzend begehen", meinte deren Sprecherin für Erinnerungskultur Sabine Schatz.

(APA)

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