Insektensterben

Insekten werden auch im Wald weniger

Die deutsche Waldgrille, ein Insekt des Waldes.
Die deutsche Waldgrille, ein Insekt des Waldes. (c) imago/blickwinkel
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Nicht nur auf Agrarflächen, auch im Wald geht die Anzahl vieler Insektenarten zurück, wie eine deutsche Studie zeigt. Das wird Auswirkungen auf das ganze Ökosystem Wald haben.

Nicht nur auf landwirtschaftlich genutzter Fläche, auch im Wald schrumpft die Zahl von Insekten. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl bei mehr als 60 Prozent der untersuchten Insektenarten zurückgegangen. Das zeigt eine neue Studie der Technischen Universität Darmstadt und der Technischen Universität München, die im Journal „Communications Biology“ veröffentlicht wurde.

Die Problematik des Insektensterbens ist seit dem Erscheinen einer wegweisenden Studie im Jahr 2017, der Krefeld-Studie, auch in der breiten Öffentlichkeit ein Thema. Während man den Insektenschwund auf Agrarflächen häufig auf den Einsatz von Pestiziden, Monokulturen und fehlende Blumenwiesen zurückführt, sind die Gründe für den Rückgang im Wald nicht klar.

Nicht nur Borkenkäfer

In der öffentlichen Wahrnehmung ist von Insekten im Wald oft als Schädlingen die Rede, Stichwort Borkenkäfer. Gerade mit solchen „Schadinsekten“ beschäftigt sich auch die Wissenschaft intensiv, verändern sich diese Populationen, ist das meist gut dokumentiert. Über andere Insektenarten, die aber für das natürliche Gleichgewicht wichtig sind, weiß man weniger Beschied.

Die nun vorliegenden Untersuchungen haben sich mit den Populationen von 1805 Insektenarten zwischen den Jahren 2008 und 2017 beschäftigt. Insektenarten, die andere Insektenarten oder totes Holz fressen, sind demnach besonders betroffen; Insekten, die sich von Pflanzen ernähren, sind teilweise sogar mehr geworden. Große und häufige Arten sind besonders rückläufig.

Untersucht wurde das in drei deutschen Regionen, im Nationalpark Hainich, im Unesco Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und im Unesco Biosphärenreservat Schwäbische Alb. In Österreich sind laut einem Bericht des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 bislang keine strengen Surveillance- oder Monitoring-Studien zum Insektensterben verfügbar, punktuelle Studien weisen aber darauf hin, dass die globalen Muster des Insektensterbens auch Österreich betreffen.

Verschobene Nahrungsketten

„Dies wird sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf alle Organismen in unseren Wäldern haben, da sich Nahrungsnetze zu verschieben drohen“, erklärt der Hauptautor der Studie, Michael Staab in einer Mitteilung der TU Darmstadt. Auch die derzeit zunehmende Trockenheit in deutschen Wäldern, sowie andere Aspekte des Klimawandels würde künftig große Auswirkungen auf die Insektenpopulationen der mitteleuropäischen Wälder haben.

Um das Insektensterben in den Wäldern zu verlangsamen, empfiehlt das Forschungsteam, Wälder gezielt zu bewirtschaften, auf eine natürliche Baumzusammensetzung zu achten, sowie auf reduzierten Holzeinschlag zu setzen.

(chrima)

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