Wagner-Truppe

Prigoschin wettert gegen Militärführung in Moskau und droht mit Abzug aus Bachmut

Noch führen Jewgeni Prigoschins Wagner-Söldner die Angriffe auf Bachmut an, das für Russland ein strategisch wichtiges Ziel ist.
Noch führen Jewgeni Prigoschins Wagner-Söldner die Angriffe auf Bachmut an, das für Russland ein strategisch wichtiges Ziel ist.IMAGO/ITAR-TASS
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Im Vorfeld zeigt er sich in einem Video vor Dutzenden toten Söldnern. Schuld sei das Verteidigungsministerium in Moskau, das ihn nicht ausreichend mit Munition versorge.

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat einen Rückzug seiner Truppen aus der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine angekündigt. Grund sei ein Mangel an Munition, an dem das Verteidigungsministerium in Moskau Schuld sei, teilte Prigoschin am Freitag mit. Seine Söldner-Truppe werde sich deswegen am 10. Mai in Nachschublager zurückziehen und ihre Stellungen an die russischen Armee übergeben. 

"Ich ziehe die Wagner-Einheiten aus Bachmut ab, denn ohne Munition sind sie dem sinnlosen Tod geweiht", erklärte Prigoschin in dem Freitag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video. In Bachmut, um das die Russen seit Monaten in äußerst verlustreichen Gefechten kämpfen, sei von 45 Quadratkilometern bereits alles bis auf 2,5 Quadratkilometer erobert, behauptete Prigoschin. "Wenn ihr uns keine Granaten gebt, bringt ihr nicht uns um den Sieg, ihr bringt das russische Volk um den Sieg." Zugleich schrieb er: "Wenn Russland in Gefahr sein wird, werden wir erneut zur Verteidigung kommen."

Hätte seine Truppe ausreichend Munition, wären die Todeszahlen fünf Mal niedriger, behauptete er. Und ließ wissen: "Wenn ihr der russischen Bevölkerung den Sieg, Bachmut einzunehmen, aufgrund eurer engstirnigen Eifersucht nicht geben wollt, ist das euer Problem."

Konflikt mit Verteidigungsministerium und Militärführung

Prigoschin will offenbar seine Söldner nur einen Tag nach den Feiern zum Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland am 9. Mai zurückziehen, der traditionell in der russischen Hauptstadt mit einer prestigeträchtigen Militärparade begangen wird. Es war aber zunächst unklar, ob man Prigoschins Erklärung für bare Münze nehmen kann, da er in der Vergangenheit häufig impulsive Kommentare abgegeben hat. Erst vorige Woche nahm er eine Aussage als "Scherz" zurück.

Damit verschärfte Prigoschin den seit Monaten schwelenden Konflikt mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und der Militärführung erneut. Kremlsprecher Dmitri Peskow kommentierte Prigoschins Ankündigung zunächst lediglich mit den Worten: "Wir haben das natürlich in den Medien gesehen. Aber ich kann das nicht kommentieren, weil es den Verlauf der militärischen Spezialoperation betrifft."

„Abschaum, du wirst in der Hölle schmoren!"

Prigoschin hat schon mehrfach Videos veröffentlicht, in dem er mehr Unterstützung für seine Söldnertruppe fordert. Nur wenige Stunden vor seiner Abzugsdrohung hatte Prigoschin sich mit wüsten Beleidigungen an Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow gewandt und eine bessere Versorgung seiner Männer gefordert. In dem Video zeigt er sich vor Dutzenden toten Soldaten, die laut ihm am Donnerstag bei Kämpfen um Bachmut ums Leben kamen. 

„Das sind Söhne, das sind Väter! Abschaum, der uns keine Munition liefert“, schreit er dabei in die Kamera. Und weiter: „Schojgu, Gerassimow, wo, verdammte Scheiße, ist die Munition? Ihr sitzt in teuren Clubs, eure Kinder machen sich ein schönes Leben und nehmen Youtube-Clips auf. Diese Männer kamen als Freiwillige hierher, und sie sterben, damit ihr in euren Büros aus reichem Mahagoni fett werden könnt."

Die Wagner-Söldner führen die Angriffe auf Bachmut an, das für Russland nach mehreren Rückschlägen ein strategisch wichtiges Ziel ist. Es ist nicht klar, ob sein jüngstes Statement ernst zu nehmen ist, da Prigoschin schon in der Vergangenheit oft impulsive Äußerungen getätigt hat.

(Red./ag.)

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