EHEC-Epidemie hat Ursprung offenbar in Ägypten

Bockshornklee EHEC Sprossen
Bockshornklee EHEC Sprossen(c) EPA (Holger�hollemann)
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Eine Charge mit Samen für Bockshornklee aus Ägypten dürfte die Quelle für die tödlichen Infektionen in Deutschland sein, sagen die Behörden. Allein in Deutschland sind 48 Menschen nach einer EHEC-Infektion gestorben.

Die Ursache für die EHEC-Epidemie in Deutschland ist nach Ansicht der Gesundheitsbehörden geklärt. Lieferungen von aus Ägypten stammenden Bockshornkleesamen seien mit "hoher Wahrscheinlichkeit" für den Ausbruch verantwortlich, teilten die zuständigen Behörden am Dienstag in Berlin mit. Diese sollen demnach auch Auslöser für die jüngst aufgetretenen EHEC-Fälle in Frankreich sein.

Die aus Ägypten importierten Samen gingen den Angaben zufolge über Zwischenhändler zur Sprossenherstellung an den Betrieb im niedersächsischen Ort Bienenbüttel, der als Ausgangspunkt für die EHEC-Erkrankungen in Deutschland gilt. Die im Jahr 2009 produzierte Charge ging auch nach Frankreich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) glaubt ebenfalls, dass die Lieferung die "wahrscheinlichste" Verbindung zwischen den Fällen in den beiden Ländern sei. Die EU hat die Einfuhr des Saatguts aus Ägypten bis Ende Oktober gestoppt.

Über den deutschen Importeur sind Bockshornkleesamen bwz. -sprossen auch nach Österreich gelangt. Eine Rückrufaktion wurde gestartet, bisher wurden vier Lieferungen eruiert. Einige Proben werden derzeit untersucht, Ergebnisse sind nach Angaben der Ages, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, voraussichtlich Ende dieser Woche zu erwarten. Erkrankungen in Zusammenhang mit Bockshornklee sind in Österreich nicht aufgetreten. Empfohlen wurde, Sprossen nicht roh zu verzehren.

Der Anfangsverdacht, dass spanische Gurken die Träger der Krankheit waren, hat sich als falsch erwiesen. Spanien hat von der EU eine Ausgleichszahlung von 80 Millionen Euro für die Verluste in der Landwirtschaft verlangt.

48 Tote nach EHEC-Infektion

Bockshornkleesamen werden als Gewürz oder als Heilmittel eingesetzt. Bisher gebe es keinen Hinweis darauf, dass außer Sprossen auch andere aus den Samen hergestellte Produkte EHEC-Infektionen verursacht hätten, erklärten die Behörden. Es könne aber derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass vereinzelte Erreger unter bestimmten Bedingungen auch in oder auf den Samen überleben könnten.

An dem lebensbedrohlichen Darmkeim EHEC waren in Deutschland in den vergangenen Wochen tausende Menschen erkrankt. Mindestens 48 Patienten starben nach einer Infektion. Es handelt sich den Behörden zufolge um den bisher größten EHEC-Ausbruch in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen ist allerdings rückläufig. Der Erkrankungsgipfel war den Behörden zufolge bereits Mitte Mai erreicht.

(Ag.)

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