Das Ausmaß der Dürrekatastrophe wird nur allmählich bekannt, das bremst die Spendenbereitschaft.
Wien. Bereits seit Jänner bahnten sich die verheerenden Auswirkungen der Dürre in Ostafrika an. Schleichend erhöhte sich seither die Zahl der Hilfsbedürftigen auf mehr als 13 Millionen Menschen. Genauso schleichend entwickelte sich freilich auch die Spendenbereitschaft der Österreicher.
Mittlerweile vermerken heimische Hilfsorganisationen ein „erfreuliches“ Spendenaufkommen: Bei der Caritas gingen rund eine Million Euro für die Region ein, im Schnitt 30 bis 35 Euro pro Spende, ein Betrag, von dem eine Familie in den Hungergebieten einen Monat leben kann. Auch die Republik hat einen Beitrag in Höhe von 1,5 Millionen Euro zugesichert.
Dennoch ist das bei Weitem nicht ausreichend. „Das Problem bei Katastrophen wie der in Ostafrika ist, dass die Öffentlichkeit step-by-step von den schrecklichen Entwicklungen erfährt“, sagt Andrea Winter vom Roten Kreuz. Somit ist das Ausmaß der Katastrophe nicht auf einmal ersichtlich, und die intensive öffentliche Aufmerksamkeit bleibt aus. Ähnlich war es vorigen Sommer bei der Flut in Pakistan, sagt Sonja Jöchtl von der Caritas. Auch dort gab es, verglichen mit einschlägigen Katastrophen wie etwa in Haiti, eine langsame Zunahme der Spenden, nachdem sich die Dimension nur Schritt für Schritt gezeigt hatte.
Verschärfung der Not erwartet
Michael Opriesing, Vorstandsvorsitzender der Aktion „Nachbar in Not“, erwartet in der nächsten Zeit eine weitere Verschärfung der Situation am Horn von Afrika. Er hofft auf ein deutliches Plus bei den Einnahmen durch den Anlauf der Spendenaktion in der Vorwoche. 2010 war die Aktion mit fast 50 Prozent am österreichischen Spendenaufkommen für Haiti beteiligt.
Spendenkonten: Ärzte ohne Grenzen, Nr. 930.40.950, BLZ 60.000, KW: „Notfall-Fonds Ostafrika“; Caritas, 7.700.004, BLZ 60.000, KW „Hungerhilfe“; Unicef, 15.16.500, BLZ 60.000, KW „Kinder Horn von Afrika“; SOS Kinderdorf, 1.566.000, BLZ 60.000, KW „Ostafrika“; Nachbar in Not, 91.091.200, BLZ 60.000, „Hunger in Ostafrika“; World Vision, 90.890.000, BLZ 60.000, KW „Hunger Afrika“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2011)