Töchterle will Uni-Gebühr nach Schweizer Vorbild

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Juristen loten derzeit Möglichkeiten aus, um Inländer bei der Studienzulassung zu bevorzugen. Beim Umgang mit ausländischen Studenten könnte die Schweiz auch ein Vorbild sein.

Es sind Studienbedingungen, von denen die heimischen Universitäten nur träumen können: Knapp 200 habilitierte Lehrende kommen an der Uni St. Gallen auf nur 7100 Studierende, auch an der ETH Zürich – einer der kontinentaleuropäischen Vorzeige-Unis – zeigt sich ein ähnliches Bild. Qualität wird hier nicht nur in der Forschung, sondern vor allem auch in der Lehre groß geschrieben – so, wie auch die Qualität der Studierenden. Eingangsprüfungen für Schweizer Maturanten gibt es zwar nicht, dafür aber ein strenges Selektionsverfahren im ersten Studienjahr. Und Studiengebühren – die die Unis autonom festlegen. Schweizer Studenten zahlen derzeit umgerechnet zwischen 800 und 3200 Euro pro Jahr, ausländische bis zu doppelt so viel.

„Eine solche autonome Gestaltung von Studienbeiträgen wäre für Österreich sehr wünschenswert“, sagte Uni-Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) am Rande eines Arbeitstreffens in Zürich zur „Presse“ – wenn auch diese Höhe für Österreich nicht denkbar sei. Er drängt darauf, dass die heimischen Unis ihre Autonomie nutzen und auf Basis des kürzlich von ihm vorgelegten Gutachtens Studiengebühren einheben: Zwar verstehe er den Wunsch der Rektoren nach Rechtssicherheit – das Risiko einer Klage sei „nicht weiß Gott wie groß“, sagte Töchterle. Nachdem die Rektoren am Donnerstag mitteilten, „keine Alleingänge“ zu unternehmen, hofft er auf ein Votum pro Gebühren: Er wisse „von manchen Rektoren“, dass sie sich zumindest jenes Geld holen wollten, das sie auf Basis der derzeitigen Regelung einnehmen.

Beschränkung für Ausländer

Nicht nur in Bezug auf Studiengebühren, auch beim Umgang mit ausländischen Studenten könnte die Schweiz ein Vorbild sein: In St. Gallen etwa ist die Zulassung von Ausländern auf 25 Prozent beschränkt. Europarechtler loten für Österreich derzeit Möglichkeiten aus, um Inländer bei der Studienzulassung zu bevorzugen. Das sei keineswegs gegen die Europäische Union gerichtet, sagt Töchterle, „aber es ist ein legitimes Anliegen, dass Österreicher auch in Österreich studieren können“.

Jedenfalls vom Tisch sind die vielfach diskutierten Ausgleichszahlungen für deutsche Studierende. Er habe bereits mehrfach Gespräche geführt und wolle sich von der deutschen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) „nicht noch öfter ein Nein holen“, sagte Töchterle. Seine Stoßrichtung ist nun die EU. Das Thema stehe auf der Agenda. Mittelfristig erhofft sich der Minister eine europaweite Regelung: Länder, die Studierende exportieren, sollen sich stärker beteiligen – oder diejenigen, die Studierende aufnehmen, sollen über EU-Mittel stärker gefördert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2011)

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