Innerhalb von 20 Jahren hat der Iran seine Geburtenrate auf das Niveau Europas gesenkt. Bildung gilt als Schlüssel für den Erfolg. Heute sind 62 Prozent aller Studierenden im Iran Frauen.
Die Bevölkerungsentwicklung des Iran ist bemerkenswert: Von 2005 bis 2010 brachten iranische Frauen im Schnitt 1,8 Kinder zur Welt. 1980 lag die Geburtenrate des Landes noch bei durchschnittlich sieben Kindern pro Frau. Diese Reduktion bedeutet Weltrekord.
Während des Krieges gegen den Iran (1980 bis 1988) hatte eine hohe Geburtenrate noch als wünschenswert gegolten. In den Jahren danach begann die Mullah-Führung, die Jugendarbeitslosigkeit zunehmend als Problem zu betrachten. Die Islamische Republik schwenkte um. Man setzte auf Familienplanung. Die Behörden verteilten in vielen kleinen Gesundheitszentren, die übers ganze Land verteilt waren, Beratungsbroschüren an junge Brautpaare.
Demografen wie der Österreicher Wolfgang Lutz vom Laxenburger Wittgenstein-Zentrum machen für den Geburtenrückgang die Bildungsoffensive seit der Revolution 1979 verantwortlich. Je höher der Bildungsgrad, desto niedriger ist die Geburtenrate.
Heute sind 62 Prozent aller Studierenden im Iran Frauen. Die Geburt ihrer Kinder schieben sie auf. Der Islam steht dem nicht im Wege. Er erlaubt Verhütung und schreibt Familien sogar vor, nur so viele Kinder zu bekommen, wie sie sich leisten können.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2011)