CNN: Die Anhängerin der Tea-Party-Bewegung zieht ihre Bewerbung zurück. Bachmann war beim Vorwahl-Auftakt in Iowa nur auf Platz sechs gelandet.
Nur einen Tag nach dem Auftakt im Kampf um die US-Präsidentschaftskandidatur der Republikaner lichtet sich einem Medienbericht zufolge das Feld der Bewerber.
Die einzige Frau unter den sieben Anwärtern, Michelle Bachmann, beendet ihre Kampagne, meldete der Fernsehsender CNN am Mittwoch. Bachmann galt als Bewerberin der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung innerhalb der Republikaner.
Am Dienstag belegte Bachmann bei der ersten Vorwahl in Iowa mit nur fünf Prozent der Stimmen Platz sechs. Im Sommer des Vorjahres hatte Bachmann noch eine symbolische Probewahl in Iowa für sich entschieden.
Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, will dagegen weitermachen. Er war am Dienstag auf Platz fünf gelandet und hatte daraufhin seine Bewerbung "überdacht".
Gewonnen hat die Vorwahl in Iowa Mitt Romney knapp vor dem strengreligiösen Ex-Senator Rick Santorum. Letzgenannter könnte vom Aus für die erzkonservative Bachmann am meisten profitieren.
Wer wird am 6. November US-Präsident Barack Obama herausfordern? Diese Frage wird seit 3. Jänner bei den Vorwahlen der Republikaner beantwortet. Die mittlerweile nur noch vier Bewerber im Rennen um die republikanische Kandidatur im Überblick. Der 64-jährige Mormone Mitt Romney gilt als Favorit im Vorwahlkampf. In New Hampshire hat Romney die Vorwahlen gewonnen. Zum Start in Iowa war er zunächst auch zum Wahlsieger erklärt worden, nach einer Neuauszählung landete er aber "nur" auf Platz zwei - mit 34 Stimmen Rückstand. Romney war auch schon 2008 Favorit gewesen - und dann an John McCain gescheitert. (c) AP (Paul Sancya) Zuletzt sandte Romney mit einer harschen Position in der Immigrationsfrage Signale nach rechts aus. Wegen seiner wechselhaften Politik gilt er vielen Konservativen freilich immer noch als windelweich und „wischiwaschi“. Vor allem die Gesundheitsreform, die er in Massachusetts durchgesetzt hat, macht ihn für sie verdächtig. (c) AP (Jim Cole) Bis hin zur Ignoranz negiert er seine Gegner und greift als ausgewiesener Businessman den Präsidenten an seiner weichen Flanke an: der Wirtschaft. Seine Religion könnte noch zum Handicap des Mormonen werden. (c) AP (Jon Moe) Auch Newt Gingrich will es noch einmal wissen. Vor vier Wochen gab sich der ehemalige „Speaker“ des Repräsentantenhauses, der große Antagonist Bill Clintons in der turbulenten Zeit des Amtsenthebungsverfahrens, noch siegesgewiss. „Ich werde der Nominierte sein“, tönte er bombastisch nach einem sensationellen Comeback in den Umfragen, die ihn souverän auf Platz eins reihten. Eine Negativkampagne über Weihnachten, die seine doppeldeutige Politik schonungslos zerpflückte, machte seinen Höhenflug jedoch zunichte. Bei den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire landete er mit 13 bzw. 9 Prozent im geschlagenen Feld. Den dritten Termin in South Carolina konnte er mit 41 Prozent für sich verbuchen. Der Historiker und versierte Debattierer, der Präsident Obama nach dem Vorbild Abraham Lincolns in sieben dreistündigen Diskussionen gefordert hatte, ist ein Perpetuum mobile an Ideen – hat aber auch schon von allem das Gegenteil vertreten. „Ein Politiker, der sich gegen Geld mieten lässt“, wie der konservative Publizist George Will höhnte. Gingrich selbst vergleicht sich gerne mit Größen wie Churchill, de Gaulle und Reagan. Parteifreunde erinnern sich indes an seine Skrupellosigkeit und seine Doppelmoral. „Es ist wie bei Napoleon und seinen 100 Tagen“, meint Tom Cole. „Wir folgen ihm in die Schlacht – und hoffen, dass es nicht zum Waterloo wird.“ Obamas Berater hoffen indes auf einen Gegenkandidaten Gingrich. David Axelrod scherzte: „Je höher der Affe klettert, desto mehr sieht man seinen Po.“ (c) AP (Evan Vucci) Noch im Hochsommer krähte kein Hahn nach Rick Santorum, dem 53-jährigen erzkonservativen Ex-Senator aus Pennsylvania, Enkel italienischer Immigranten und Bergarbeiter und Vater von sieben Kindern. Mit Bienenfleiß tingelte er durch die 99 Wahlkreise Iowas. Er besuchte das „Field of Dreams“ – Vorbild für Kevin Costners Baseball-Film über das Ideal eines ländlichen America. Im Farmland trat er vor einem Dutzend Rentner im Hinterzimmer eines Gasthauses im Dörfchen Strawberry Point auf und erklärte, den Cowboystiefel lässig auf einem Sessel aufgestützt, sein Weltbild und sein Angstszenario – den Verlust der Freiheit, der amerikanischen Werte und des US-Einflusses als Führer der westlichen Welt. Als Propagandist von Familienwerten, als glühender Abtreibungsgegner und authentischer Konservativer, der seine Botschaften auch vorlebt, hat Santorum das Feld von hinten aufgerollt. In Iowa gelang es ihm, mit Favorit Mitt Romney gleichzuziehen - nach einer Neuauszählung der Stimmen wurde er sogar nachträglich zum Wahlsieger erklärt. In New Hampshire stimmten dann allerdings nur 9,3 Prozent für Santorum. (c) AP (Eric Gay) Ron Paul , der 76-jährige Gynäkologe aus Texas, ein libertäres Urgestein und vom Establishment naserümpfend als Außenseiter und als unwählbar deklariert, zählt auf eine enthusiastische, jugendliche Anhängerschaft aus dem College-Milieu. Mit wehenden Fahnen ficht er wie ein Don Quijote gegen die Bürokratie und eine Übermacht des Staats, er plädiert für eine Abschaffung der Notenbank und mehrerer Ministerien. (c) EPA (JEFF KOWALSKY) Als leidenschaftlicher Gegner des Irak-Kriegs und Verfechter einer isolationistischen Strömung in der Außenpolitik fordert er zusammen mit seinem Sohn und wichtigsten Wahlhelfer Rand – einem Senator aus Kentucky – den Rückzug der US-Armee aus allen Winkeln der Welt und einen Austritt aus der UNO. Als staatsphilosophische Leitfiguren zitiert Ron Paul zwei altösterreichische Nationalökonomen: Friedrich von Hayek und Ludwig von Mises, die Begründer der „österreichischen Schule“. (c) AP (Jim Cole) Zuletzt musste er sich jedoch gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, Rechtsextreme und Mitglieder einer faschistischen „Sturmfront“ hätten sein Team unterwandert. Zudem tauchten Pamphlete aus den 1970er- und 1980er-Jahren auf, die verschwörerisch von einem „Rassenkrieg“ faselten und von einer Aids-Vertuschungsaktion.Bei der ersten Vorwahl in Iowa landete Paul mit 21 Prozent auf dem dritten Platz, in New Hampshire schaffte er es mit 22,8 Prozent auf Platz zwei. Sie hat ihre Kampagne schon nach der ersten Vorwahl beendet: Michelle Bachmann. In Iowa erhielt sie gerade einmal 5 Prozent der Stimmen, dabei hatte sie dort im vergangenen Sommer noch eine Testwahl für sich entschieden. (c) REUTERS (HANS DERYK) Trotz ihres Scheiterns hatte es Bachmann in ihrer kurzen Wahlkampfszeit verstanden, die Emotionen der Tea-Party-Anhänger aufzuwühlen. Für eine Mehrheit der Republikaner war sie, die gelernte Steueranwältin, die im Sommer gegen eine Anhebung des Steuerlimits mobil machte und gegen die Ausgabenpolitik Washingtons wetterte, wegen ihrer schrillen Polemik und haarsträubender Blackouts in der Außenpolitik und der US-Geschichte jedoch schlicht unwählbar – ein Randphänomen. (c) AP (BRETT FLASHNICK) Seine Kandidatur hatte viele überrascht: Herman Cain, langjähriger Chef der Restaurant-Kette "Godfather's Pizza" und politischer Analyst für "Fox Business" wollte US-Präsident werden, gab allerdings noch vor der ersten Vorwahl auf. (c) REUTERS (MARK BLINCH) Fiskalpolitisch ist der 65-Jährige ganz Republikaner: Der Staat soll Steuern senken und sich wo es nur geht aus der Wirtschaft heraushalten. Mit Jon Huntsman stieg auch ein ehemaliger US-Botschafter in China ins Präsidentenrennen ein - und gleich wieder aus. Der 51-jährige Ex-Gouverneur aus Utah, ein Mormone wie Romney und noch moderater als sein Glaubensbruder, versuchte erst gar nicht sein Glück in Iowa, sondern setzte alles auf eine Karte: In New Hampshire, wo auch Unabhängige und Demokraten zur offenen Vorwahl zugelassen sind, tourte er durch alle Wahlkreise. Am Ende reichte es dort für Platz drei (16,8 Prozent). Seine Reaktion: er zog seine Kandidatur zurück. Cains Wahlkampf hat auch gegriffen: In Umfragen lag er zwischenzeitlich Kopf an Kopf mit oder sogar Mitt Romney, Missbrauchsvorwürfe verhinderten aber schließlich eine Kandidatur des ehrenamtlichen Laienpredigers. Vier Frauen warfen ihm sexuelle Belästigung vor. Cain stritt die Vorwürfe ab, seine Kandidatur zog er aber trotzdem zurück. (c) AP (John H. White) Der 61-jährige Gouverneur von Texas, Rick Perry, hat sich nach einem fulminanten Start mit einer Reihe von Fauxpas selbst entzaubert. Seine Aussetzer („Das dritte Ministerium? Oops.“) degradierten den kantigen Politiker und evangelikalen Christen zur nationalen Witzfigur. Nach zwei Streichresultaten bei den ersten beiden Vorwahlen zog er seine Kandidatur zurück. Perry unterstützt nun Gingrich. (c) EPA (MICHAEL NELSON) Ursprünglich war Perry als Anti-Romney ins Rennen gegangen, als aussichtsreichster Herausforderer des Favoriten, ausgestattet mit einer prallen Wahlkampfkasse. Er wollte mit seiner Wirtschaftsbilanz in Texas punkten. (c) AP (Louis Lanzano) In den vergangenen Wochen schwanden aber nicht nur seine Chancen, sondern auch sein Wahlkampfgeld. In Iowa kam er nur auf 10 Prozent, in New Hampshire schaffte er nicht einmal die Ein-Prozent-Marke - letzter Platz. (c) AP (Dave Weaver) Romney, Gingrich und zwei Außenseiter
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