Romney rüstet sich für Duell mit Obama

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Mitt Romney behauptete mit einem knappen Sieg bei der ersten Vorwahl in Iowa seine Favoritenrolle bei den Republikanern. Das Feld beginnt sich zu lichten, der Widerstand gegen Romney bleibt aber aufrecht.

Des Moines. Acht Stimmen gaben am Ende den Ausschlag. Acht Stimmen, die über Sieg oder Niederlage bei der ersten Vorwahl der Republikaner in Iowa entschieden. Und diesmal war Fortuna dem Favoriten hold. Mitt Romney fuhr im Agrarstaat im Mittleren Westen - denkbar knapp vor Rick Santorum - die Ernte ein, die er vor vier Jahren mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz gesät hatte.

Damals siegte mit Ex-Gouverneur Mike Huckabee ein Überraschungskandidat - ein „One-Hit-Wonder". Der Hobbygitarrist aus Arkansas, als konservativer Baptistenprediger ein Darling der evangelikalen Christen, ging in der weiteren Folge der Primaries eher sang- und klanglos unter.

Ein Schicksal, das diesmal Rick Santorum ereilen könnte, der allenfalls noch im betont konservativen South Carolina in zwei Wochen punkten könnte. Bei der nächsten Vorwahl am kommenden Dienstag in New Hampshire, einem traditionell liberalen Neuengland-Staat, gilt er als völlig chancenlos gegen Romney. Der Ex-Gouverneur von Massachusetts genießt im Nachbarstaat, zudem Sitz seines Feriendomizils, gleichsam Heimvorteil. Er führt die Umfragen auch haushoch an.

Wie schon beim letzten Wahlzyklus zeichnet sich bei der Grand Old Party eine womöglich rasche Entscheidung ab. 2008 sicherte sich John McCain, zuvor bereits totgeschrieben, ziemlich zügig die Nominierung. In der komfortablen Position des offiziellen Präsidentschaftskandidaten verfolgte er das Wahldrama bei den Demokraten, das packende Duell zwischen Barack Obama und Hillary Clinton, das die Nation über Monate in den Bann zog - und das McCain zunehmend verblassen ließ, ehe er seine schillernde Vizepräsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin aus dem Hut zauberte.

Bachmann geht, Perry bleibt


Wie McCain konzentrierte sich Romney in seiner Wahlkampfstrategie auf New Hampshire. Der Erfolg in Iowa kommt jetzt umso überraschender für ihn. Er profitierte freilich von einem zersplitterten Feld, in dem niemand so recht herausragt, und von den Abstürzen seiner Kontrahenten. In New Hampshire kann Romney nun auf die Unterstützung seines Ex-Rivalen McCain zählen, auf dem eher feindlichen Terrain in South Carolina auf die Wahlkampfhilfe der Gouverneurin Nikki Haley. Und nicht zuletzt hat sich auch Chris Christie, der populäre und schwergewichtige Gouverneur von New Jersey auf seine Seite geschlagen. Ihn hätte die Parteielite am liebsten selbst als Kandidat gesehen, doch Christie wehrte die Avancen ab.

An Geld und Organisation ist Romney seinen Mitbewerbern ohnedies weit überlegen. Darüber hinaus hat das Feld, wie meist nach der ersten Vorwahl, bereits begonnen, sich zu lichten. Michele Bachmann blieb mit fünf Prozent weit hinter ihren Erwartungen zurück und gab auf. Noch Mitte August ließ sich die Galionsfigur der Tea Party, von „Newsweek" aufs Titelblatt gehoben, bei der über die Grenzen Iowas beachteten Probewahl in Ames wie eine Triumphatorin feiern. Knapp fünf Monate später sind die Ambitionen der selbststilisierten „Eisernen Lady" ausgerechnet in ihrem Geburtsstaat zerschellt. Das Wahlvolk in Iowa habe mit „sehr klarer Stimme gesprochen", sagte Bachmann. Sie werde deshalb „beiseite treten".

Auch Rick Perry, ursprünglich als gefährlichster Herausforderer für Romney gehandelt, erlitt in Iowa ein Debakel: Mit lediglich zehn Prozent landete er abgeschlagen auf dem fünften Platz. Aus dem heimatlichen Texas ließ der Gouverneur über den Kurzmitteilungsdienst Twitter verlauten, vorerst aber weiterzumachen.

„Wir sind Österreicher"

Ron Paul und Newt Gingrich haben Romney indessen einen langen und bitteren Kampf vorausgesagt. Nach seinem Achtungserfolg jubelte der 76-jährige Paul in jugendlichem Enthusiasmus: „In den 1970er-Jahren proklamierte Richard Nixon: ,Wir sind alle Keynesianer.‘ Ich sage jetzt: ,Wir sind alle Österreicher.‘" Von Neuem pries er so das Wirtschaftsmodell der Altösterreicher Friedrich von Hayek und Ludwig von Mises und deren Credo eines schwachen Staats. Der Libertäre, von Beruf Gynäkologe, hat die Energie, den missionarischen Impetus und nicht zuletzt die finanzielle Unterstützung, um bis zum Ende der Vorwahlsaison in Utah in einem halben Jahr im Rennen zu bleiben.

Währenddessen sinnt Newt Gingrich auf Revanche. Eine Negativkampagne, angezettelt von Romneys Team, hat ihn in Iowa den Sieg gekostet. Umfragen sahen ihn noch vor drei Wochen ganz obenauf. In New Hampshire bläst das Schlachtross jetzt furios zum Angriff auf den ungeliebten Favoriten. Ein Reagan-Republikaner mit großen Visionen gegen einen Moderaten aus Massachusetts, der als Manager den Niedergang Amerikas zu verwalten weiß - so lautet seine Versuchsanordnung für die Schlacht im Neuengland-Staat.

Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2012)

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