Philharmonikerball: Politiker auf dem Triple-A-Ball

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Der Vizekanzler debütierte, die Burgtheater-Direktorsfrau zog die Blicke auf sich, und dem Wiener Bürgermeister war der Weltkulturerbe-Verlust "wurscht wie das Rating einer Ratingagentur".

So viele Politiker wie im Sparpaketsjahr 2012 sah man schon lange nicht mehr auf dem Philharmonikerball, dem traditionellen Faschingsfest mit Triple-A-Status im Wiener Musikverein. Vizekanzler Michael Spindelegger, die Minister Karlheinz Töchterle, Reinhold Mitterlehner und Beatrix Karl, die Regierungsmitglieder a.D. Wilhelm Molterer, Benita Ferrero-Waldner, Erhard Busek und Franz Morak, um einmal mit den Bürgerlichen zu beginnen.

Aber auch die Sozialdemokratie war auf dem Nobelball zahlreich vertreten. Nicht nur mit Ballkomiteemitglied Hannes Androsch. Sogar Wiens Bürgermeister Michael Häupl (erstmals mit Ehefrau Barbara Hörnlein) gab sich die Ehre, dazu seine Stadträte Andreas Mailath-Pokorny und Sonja Wehsely, weiters Staatssekretär Andreas Schieder, Minister Rudolf Hundstorfer und der langjährige Spitzengewerkschafter Franz Bittner.

Für Spindelegger war es eine Premiere auf dem Philharmonikerball. Töchterle debütierte überhaupt auf dem Wiener Parkett, er war hier noch nie auf einem Ball. Dass den Wiener Bällen wegen des Burschenschafterballs die Weltkulturerbe-Auszeichnung genommen wurde, wunderte den Wissenschaftsminister: „Da muss was schiefgelaufen sein.“ Bürgermeister Michael Häupl war das allerdings „so wurscht wie das Rating einer Ratingagentur“.

Stammgast auf dem Ball der Philharmoniker ist Exvizekanzler Molterer, heute Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg. Die Politik fehle ihm nicht. „Ich habe keinerlei Entzugserscheinungen.“ Andere ließen sich leicht lindern. Von Luxemburg geht dreimal täglich ein Flieger nach Wien.

Mehr als ein Politikerball ist der Philharmonikerball aber noch immer ein Künstlerball. Karl Jeitler dirigierte zur Eröffnung Richard Strauss' „Wiener Philharmoniker-Fanfare“, Christoph Eschenbach im Anschluss die Ouverture aus „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauss Sohn.

Die Konkurrenz von der Staatsoper, Direktor Dominique Meyer (er sitzt allerdings auch im Philharmonikerball-Komitee), begrüßte die Gäste im Brahms-Saal des Musikvereins. Das erste Mal hier war Burgtheater-Direktor Mathias Hartmann, dessen Frau Alexandra Liedtke die Blicke auf sich zog. Wegen des Kleides – einer Mischung aus Frieda-Kahlo-Style und Bregenzerwäldertracht aus dem 19. Jahrhundert. Das Kleid war allerdings nigelnagelneu, es wurde erst am Tag des Balls von der Wiener Designerin Sabine Bisovsky endgefertigt. In selbst kreierter Robe präsentierte sich Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager.


Für Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, dessen Frau Rotraut mitverantwortlich für den Philharmonikerball ist, ist dieser einer von vieren, die er alljährlich besucht. Hinzu kommen noch Techniker-Cercle, Jägerball und Opernball. „Wobei der Opernball für mich der Beginn der Fastenzeit ist.“ Angeblich beginnt diese für ihn schon auf dem Opernball selbst.

Passen mussten Eva und Thomas Angyan, die ehemalige Ballorganisatorin und der Chef der Gesellschaft der Musikfreunde. Thomas Angyan ist jüngst ausgerutscht und hat sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen – an Ballgetümmel war zum Bedauern seiner Frau, die sich auf ihren zweiten „arbeitsfreien“ Ball gefreut hatte, nicht zu denken.

Dann sah man noch das frisch vermählte Ehepaar Gürtler-Lohner, die Morettis, Sunnyi Melles, die allgegenwärtige Natalia Ushakova, US-Botschafter William C. Eacho sowie Francesca Habsburg.

Rudolf Hundstorfer sah man noch um zwei Uhr morgens vergnügt auf dem Tanzparkett. Und zwischendurch immer wieder in der Loge mit Reinhold Mitterlehner beim angeregten Plausch. Man beginnt zu erahnen, warum bei den beiden verhandlungsmäßig noch am meisten weitergehen soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2012)

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