Schülerinnen und Waisenkinder zählten zu den jungen Frauen, die Libyens Ex-Diktator systematisch missbraucht haben soll. Die Reportage "Das geheime Doppelleben des Diktators" will Gaddafis Praktiken aufzeigen.
Es ist eine umstrittene Dokumentation, die heute Abend im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird. Den Anstoß für die Reportage "Das Doppelleben des Diktators - Antonia Rados auf den Spuren des Vergewaltigers Muammar al-Gaddafi" gab ein Gespräch mit einem Taxifahrer in Tripolis. Dieser soll der Journalistin erzählt haben, dass der getötete libysche Machthaber reihenweise junge Frauen sexuell missbraucht haben soll.
Bei der Wahl seiner „Amazonen" soll er behutsam vorgegangen sein. Bei öffentlichen Auftritten berührte er Rados zufolge die Mädchen - Waisenkinder, Schulmädchen oder Studentinnen - kurz mit der Hand, um sie zu zeichnen. Seine Leibwächter hätten dann die Aufgabe gehabt, diese in seine Gemächer zu bringen. Es habe sich um ein regelrechtes „Mädchen Catering" gehandelt, schreibt Rados im „Kurier".
Schlafgemach und OP-Zimmer
„Eine Frau namens Mabruka, der Gaddafi vertraute, brachte ihm ständig Mädchen - von der Straße, aus Hotels, aus Kaffee-Häusern." Am liebsten hätte er Frauen ohne vorherige sexuelle Erfahrung und Minderjährige gehabt, so Rados. Auf einer Farm am Rande von Tripolis sollen diese dann zu orientalischen Tänzerinnen ausgebildet worden sein.
Weiters besuchte die Reporterin ein Waisenhauses, dessen Leiterin von den regelmäßigen Besuchen des Despoten berichtet. Er habe sich Mädchen ausgesucht und sie dann als „Schlampen" zurückgebracht. Eine diese Frauen erzählt: „Er war dreckig. Er war gewalttätig. Ich weiß, wovon ich spreche." Auch am Universitätscampus suchte Gaddafi nach Mädchen. Dort gab es sogar einen eigenen Raum, in dem er sich an Studentinnen vergangen haben soll - direkt daneben habe es ein OP-Zimmer für Abtreibungen gegeben, durchgeführt von ukrainischen Krankenschwestern. Eine von ihnen will davon in der Dokumentation nichts wissen. Sie habe nur ihre Arbeit erledigt.
"Das hat er sicher nicht getan"
Eine krebskranke, bettlägrige Ex-Leibwächterin Gaddafis kommt ebenfalls in der Dokumentation vor. Sie habe von den Vorwürfen gegen Gaddafi „gehört", glaube es aber nicht. „Das hat er sicher nicht getan. Er konnte es nicht tun. Das ist nicht möglich", verteidigt sie den getöteten Herrscher.
Laut Rados wurden nicht nur Frauen von Gaddafi missbraucht - auch an jungen Männern soll er sich vergangen haben. Die Journalistin will bei ihren Recherchen den Bruder eines ehemaligen Leibwächters des Machthabers getroffen haben, der von diesem vergewaltigt wurde. Aus „Angst vor Repressalien" wollte dieser das Geschehene aber nicht kommentieren.
Die Dokumentation wird am Montag, um 22.15 Uhr im deutschen TV-Sender RTL ausgestrahlt. Bereits im Vorfeld gab es Kritik an der Reportage. „Es gibt keinen Grund, an ihren Recherchen zu zweifeln - aber viele Gründe, sich über ihre Methoden zu wundern", schreibt etwa „Spiegel Online". Denn zum Teil würden die tragischen Sachverhalte auf boulevardeske Art und Weise nachgestellt und reißerisch kommentiert.
(Red.)