Kanzler Karl Nehammer, SPÖ-Chef Andreas Babler, der rote Klubobmann und der blaue Generalsekretär besuchten allesamt denselben Lehrgang – beim wichtigsten Politkommentator der Nation. Was passiert dort?
Der Lebenslauf des neuen SPÖ-Chefs sorgte vor einigen Wochen für mitunter recht hitzige Debatten: Denn anders als jahrelang in Medien und Nachschlagewerken à la Wikipedia dargestellt, ist Andreas Babler kein „gelernter Maschinenschlosser“, die Lehre hat der Traiskirchner Bürgermeister nämlich abgebrochen. Eine andere Ausbildung indes nicht: 2009 erlangte Babler den akademischen Grad Master of Science, nachdem er den zweijährigen Lehrgang für Politische Kommunikation an der Donau-Universität Krems absolviert hatte. Abgeschlossen hat er mit einer Arbeit über „Medien, Strategien und Kommunikation in Arbeitskämpfen am Beispiel der Semperit Traiskirchen“, gewidmet „allen stolzen SemperitlerInnen, die so tapfer um ihr Werk gekämpft und dennoch ihren Arbeitsplatz verloren haben“.
Damit hat Babler etwas mit dem Chef der anderen historischen Großpartei gemein: Denn auch ÖVP-Chef Karl Nehammer erlangte seinen akademischen Grad in Krems, und zwar im selben Lehrgang. Der Kanzler schloss 2013 mit einer Masterarbeit über „Strategie und Kommunikation“ im niederösterreichischen Landtagswahlkampf ab.
Zur selben Zeit begann dort auch der neue Klubchef der Roten im Nationalrat zu studieren, abgeschlossen hat Philip Kucher den Lehrgang jedoch nicht. Abgesehen von bekannten Journalisten besuchte auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, ein gelernter Landmaschinentechniker, den Lehrgang in der Wachau. Unterrichtet wurden sie dort vom medial wahrscheinlich wichtigsten Politik-Erklärer, der nicht nur Dauergast in ORF-Sendungen ist, sondern auch über eine wöchentliche Kolumne in der „Krone“ verfügt: dem Politologen Peter Filzmaier.
Kein Bachelorabschluss für Teilnahme nötig
Nur: Wie wurde Krems zur Kaderschmiede für die zeitgenössische Polit-Elite?