TV-Notiz

„Germany‘s Next Topmodel“-Finale: Warum tut man sich das an?

Die zweitplatzierte Somajia, Heidi Klum und Gewinnerin Vivien.
Die zweitplatzierte Somajia, Heidi Klum und Gewinnerin Vivien.Screenshot/Prosieben
  • Drucken

Zum 18. Mal wurde am Donnerstagabend eine junge Frau zum Topmodel gekürt. Immer noch schauen viele zu. Dabei müsste man es doch besser wissen.

Man könnte hier jetzt zum wiederholten Male schreiben, wie reaktionär „Germany‘s Next Topmodel“ trotz der viel zitierten „Diversity“ immer noch ist (dass auch heuer wieder ein curvy Model, Vivien, den Titel geholt hat, macht den Rest nicht wett). Wie überdreht Heidi Klum, wie fehlplatziert ihre Gäste beim Finale wieder waren. Doch die eigentliche Frage ist, warum wir das Gewurl immer noch schauen.

Man ist sich nämlich weitgehend einig: Insbesondere das Finale der nicht allzu gut gealterten Casting-Show ist eine Qual. Aber mit den richtigen Leuten und ausreichend Pizza ist es bestimmt „lustig”. Also verabredet man sich zum Fernsehabend in gewohnter Runde, alle Jahre wieder.

Was dann folgt, ist ein dreieinhalbstündiges Band der immergleichen Fragen, Kommentare und Jammerlaute. Wie viel hat man dem wohl gezahlt, damit er kommt (in diesem Fall Modeschöpfer Jean Paul Gaultier)? Warum tut die sich das an (in diesem Fall Loreen, Gewinnerin des ESCs 2012 und 2023)? Haben die vorab etwas konsumiert (in diesem Fall alle)? Wie lange dauert das jetzt noch? Irgendwann dann: Natürlich, Thomas Hayo, ehemaliger Juror und ewiger Gast. Wenigstens nicht Thomas Gottschalk, heißt es aus irgendeiner Ecke. Und seit zwei Jahren das Obligatorische: Leni Klum übernimmt das Ding bald. Heuer durfte Heidis Tochter zumindest schon im Backstage moderieren.

Vielleicht ist es die Sehnsucht nach der anfänglichen Euphorie, die spätestens mit Staffel 9 nachgelassen hat (wir sind inzwischen bei Staffel 18), die immer noch viele das „große Finale“ schauen lässt. Nach einer Euphorie, die man nur damit erklären kann, dass die Welt damals noch eine andere war (noch misogyner, weibliche Körper wurden noch ganz ungeniert bewertet), das mitwachsende Publikum schlichtweg unreflektierter (jünger). Seit Heidi Klum die potentiellen Cover der deutschen „Harper’s Bazaar“ - ein Teil von mir möchte immer noch „Cosmopolitan“ schreiben - schon im Vorfeld aushändigt, wurde auch der letzte Rest Neugier im Keim erstickt. Ein „Germany‘s Next Topmodel“ wie damals, das will aber niemand mehr. Mir fällt dazu nur Joachim Meyerhoff ein: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?

>> Das Finale zum Nachschauen

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.