Mit Designerin Petra Stelzmüller zur temporären Wiener Wasserleitung zwischen 1. und 9. Bezirk, die als „Sprachrohr für Frauen“ Kunst, Diskussionsstoff und Hilfe bietet.
Als wäre die Bezirksgrenze zwischen Innerer Stadt und Alsergrund sichtbar gemacht worden, führt seit 2022 ein Wasserrohr mit 60 cm Durchmesser durch die Maria-Theresien-Straße. Die Häuser mit geraden Nummern – etwa die Victoria-Bankversicherung mit der Nummer 2 – gehören zum 1. Bezirk und schauen quasi mit den Vorderseiten auf den Ring. Die Maria-Theresien-Straße selbst gehört ebenso zum 9. Bezirk wie die Häuser mit ungeraden Nummern – und somit auch das Wasserrohr. Es „entspringt“ übrigens hinter dem Rathaus bei der U-Bahn-Baustelle. Das störende Grundwasser wird aus hundert Brunnen in den Donaukanal geleitet. Nach der Universitätsstraße läuft das Rohr durch den Sigmund-Freud-Park und erhält dort – wie es sich für Wasserläufe geziemt – eine eigene Nixe: Undine.
Nixe trifft auf Psychiater
Auf den 210 Metern durch den Votivpark ist das Wasserrohr seit Juni 2023 auch ein „Sprachrohr für Frauen“, erklärt Künstlerin Petra Stelzmüller, die die Installation erdacht und umgesetzt hat. Zitate von Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ sind auf dem künstlichen Wasserlauf zu lesen, beginnend mit „Ich liebe das Wasser…“. Die international erfolgreiche Bachmann (1926–1973) „schrieb in der Nachkriegszeit über Machtverhältnisse in Beziehungen und Literaturbranche, über Nachwirkungen der NS-Ideologie, gesellschaftliche Erwartungen an Männer und Frauen“, erklärt Stelzmüller.