Der Druck aus der Politik auf den Bayern-Präsidenten nimmt zu. Hoeneß rechnet nur mit einem persönlichem Imageschaden aus dem Steuerfall.
Mit emotionalen Plädoyers haben die Bayern-Granden ihrem angeschlagenen Präsidenten Uli Hoeneß demonstrativ den Rücken gestärkt. Aber der Druck auf Hoeneß vor allem aus der Politik nimmt zu. Nach den Enthüllungen in der Steueraffäre und der vorübergehenden Festnahme des Vereinspatrons forderten am Mittwoch nicht nur Innenminister Hans-Peter Friedrich und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück volle Aufklärung ohne Promi-Bonus. Zwei Drittel der Deutschen erwarten einen Rücktritt von Hoeneß, der selbst nur mit einem persönlichen Imageschaden rechnet. "Mir ist klar, dass meine Glaubwürdigkeit darunter leidet. Aber da muss ich jetzt durch", sagte er der "Sport Bild".
Noch am Dienstagabend hatte der Unternehmer die magische Münchner Fußball-Gala gegen den FC Barcelona mit einem Siegerlächeln bejubelt. Die Bayern-Macher gaben sich loyal zu ihrem Präsidenten. "Ich glaube, es ist wichtig, dass man in einer schwierigen Situation auch loyal zu seinem Freund steht", sagte FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 4:0 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League. "Es ist bekannt, dass wir Freunde sind und man kann sagen, dass in der jetzigen Situation wir noch engere Freunde geworden sind, weil ich denke, dass alles was auf ihn niederprasselt aus meiner Sicht zu exzessiv ist", erklärte Bayern-Trainer Jupp Heynckes mit viel Pathos.
Steinbrück: "Das muss er selbst entscheiden"
Nur Stunden später wurde Hoeneß von der Debatte um das größte Foul seiner Karriere wieder eingeholt. Der Fall müsse so untersucht werden "wie bei jedem anderen auch. Kein Prominenten-Bonus, aber auch kein Prominenten-Malus", betonte Steinbrück im ARD-"Morgenmagazin" vor einer Aktuellen Stunde des Bundestags zum Thema Steuerhinterziehung. Auf die Frage, ob Hoeneß zurücktreten oder seine Ämter ruhen lassen solle, sagte er: "Das muss er selber entscheiden, das muss er abwägen mit Blick auf die Verfehlungen, eventuell sogar die Straftaten, die er begangen hat."
Bei allen Verdiensten sei Steuerhinterziehung nicht zu akzeptieren, betonte Deutschlands Innenminister Hans-Peter Friedrich. Falls sich die Vorwürfe als richtig herausstellten, "ist es nicht in Ordnung. Und da muss er auch so behandelt werden wie jeder Bürger. Nicht schlechter, nicht besser. Dafür haben wir Gesetze und die Gesetze gelten", betonte der CSU-Politiker.
"Zutiefst unmoralisch"
Dagmar Freitag, Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, wertete das Verhalten von Hoeneß als strafbar und "zutiefst unmoralisch". "Wer betrügt, darf sich nicht länger über Landesgrenzen hinweg sicher fühlen können." Martin Gerster, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, prophezeite, dass Hoeneß die Affäre nicht unbeschadet überstehen wird: "Ich vermute, dass sich Hoeneß nicht im Amt des Präsidenten halten kann."
Für ein Abdanken als Vereinschef sprachen sich in einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der "Bild"-Zeitung (Donnerstag) auch 63 Prozent der Befragten aus. Einen Rückzug hatte der Aufsichtsratschef des deutschen Rekordmeisters zuletzt ausgeschlossen.
Ehrenpräsident Franz Beckenbauer nahm seinen langjährigen Weggefährten hingegen in Schutz und wertete den Fall sogar als Petitesse. "Der Uli ist so, er kämpft an allen Fronten, er macht zehn Dinge gleichzeitig, da vergisst er halt zwischendurch mal was", meinte der Weltmeister von 1974 beim Pay-TV-Sender Sky. Die Börse sei ein "Hobby" von Hoeneß gewesen. "Das war sein Spielzeug, er hat damit gespielt. Dass er ein bisschen übertrieben hat - ich weiß auch nur das, was in den Zeitungen steht, und vergessen hat, Steuern abzuführen, dafür muss er halt geradestehen."
(APA/dpa)