TV-Notiz

„ZiB 2“: Seit wann Andreas Babler „wenig falsch macht“

Mobilisiert der SPÖ-Chef nur rote Kernwähler, wie Politologe Anton Pelinka meint? „Nett, wenn er das sagt. Ich habe eine ganz andere These“, so Babler.
Mobilisiert der SPÖ-Chef nur rote Kernwähler, wie Politologe Anton Pelinka meint? „Nett, wenn er das sagt. Ich habe eine ganz andere These“, so Babler. Screenshot: Die Presse
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Ein etwas gedämpft wirkender SPÖ-Chef stellte sich dem ewigen Umfrage-Thema und erteilte einer möglichen Koalition mit der FPÖ nach einer Wahl, deren Termin noch nicht feststeht, eine Absage.  

Gäbe es für jede Erwähnung einer Umfrage in diesem „Super-Wahljahr“ einen Cent, man könnte die Signa mit einem Schlag schuldenfrei machen und vermutlich obendrauf René Benko noch einen neuen Privatjet sponsern. Wobei: Das wäre vermutlich das Letzte, was SPÖ-Chef Andreas Babler wollen würde. Dieser „unterhielt“ sich in der „ZiB 2“ am Montagabend mit Moderator Armin Wolf nämlich „über die Dinge, die sich manche Herren herausnehmen, wie Benko und Co“, wie er formulierte. Ob das Frage-Antwort-Spiel tatsächlich eine Unterhaltung war – laut Duden ein „auf angenehme Weise geführtes Gespräch“ – mag Wolf, der sich gern als Harter-Fragen-Steller sieht, anders betrachten.

Schon im Vorfeld gab es zur Natur des Gesprächs eine kleine Debatte auf Social Media. Babler hatte auf Twitter (X) angekündigt, dass er über seine Ideen „für ein gerechtes Österreich“ sprechen werde. „Nein“, stellte der Moderator klar. „Herr Babler weiß nicht, was ich ihn fragen werde. Aber er weiß offenbar, worüber er gerne sprechen möchte.“

So ein „ZiB 2“-Interview ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Ehe es zu den Umfragen ging, musste sich der Parteichef für Unangenehmes aus der Vergangenheit rechtfertigen. Etwa, dass Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer trotz Beraterhonorare in Millionenhöhe sein rotes Parteibuch behält (Babler: „Das schmerzt wirklich“). Und den geschmacklosen Vergewaltigungswitz des SPÖ-Abgeordneten Andreas Kollross („Es gibt Dinge, die sagt man nicht. Es gibt Dinge, die tut man nicht. Ich muss mich echt entschuldigen, stellvertretend für die gesamte Sozialdemokratie“). Sowie den konsequenzlosen Skandal um für SPÖ-Politiker lukrative Umwidmungen in Wien. Hier wurde der insgesamt etwas gedämpft wirkende Babler feuriger und betonte vehement, dass er solche Akte des Profitierens künftig verhindern wolle.

Gut nach der Hälfte des Gespräches kam dann – endlich! – die Sprache auf Umfragen. In diesen liege die SPÖ gleichauf wie vor einem Jahr, als noch eine Genossin an der Spitze stand, so Wolf. „Was machen Sie falsch?“, wollte er wissen. „Ich glaube, ich mache vieles richtig“, antwortete Babler. Wolf hakte nach: „Aber was machen Sie falsch?“ Babler: „Ich glaube, seit Juni wenig.“ Man habe eben eine Phase gehabt, „die sehr stark nach innen gerichtet war“, so der SPÖ-Chef. „Jetzt kommen wir in die Phase zwei, wo wir uns nach außen orientieren.“

Babler würde nur rote Kernwähler mobilisieren, zitierte der Moderator den Politologen Anton Pelinka. „Nett, wenn er das sagt. Ich habe eine ganz andere These“, so Babler. „Ich bin ein guter Wahlkämpfer“, sagte er selbstbewusst. „Ich bin dafür, dass man schnell wählt. Am besten noch vor dem Sommer.“

Spätestens im Herbst muss die Nationalratswahl dann stattfinden. Wer mit wem koalieren kann und will, darüber gibt es freilich schon jetzt lebhafte Debatten. Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP schloss der SPÖ-Chef nicht aus, diese nannte er bei Kleinbauern „bemüht, Gerechtigkeit herzustellen“. Bei Corinna Milborns Interview mit Babler auf Puls 4 hatte es zuletzt so geklungen, als wäre selbst mit der FPÖ eine Koalition denkbar. Im ORF schloss der SPÖ-Chef eine solche dezidiert aus. Fraglich ist ohnehin, welche Varianten sich wie ausgehen könnten. Darüber dürfen Meinungsforscher in den kommenden Monaten viel spekulieren und stets neue Befragungen präsentieren. Das Gute an den vielen Umfragen ist ja: Irgendeine trifft am Schluss sicher zu.

>> Die Sendung zum Nachsehen

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