Öffentlich-Rechtlicher

ARD/ZDF-Jugendangebot „Funk“ in der Kritik

Das Magazin „strg_F“ liegt im Clinch mit dem Youtuber Rezo.
Das Magazin „strg_F“ liegt im Clinch mit dem Youtuber Rezo.funk/STRG_F
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Mit dem Portal „Funk“ und seinen Social-Media-Auftritten wollen ARD und ZDF junges Publikum ansprechen – und sind damit sehr erfolgreich. In einem Video wurde fälschlicherweise behauptet, die Deutschen hätten in einer ehemaligen Kolonie mit Giftgas experimentiert.

Für den ORF am Küniglberg ist es eines der großen Vorbilder: Das Portal „Funk“, eingerichtet von ARD und ZDF, um junges Publikum von 14 bis 29 Jahren anzusprechen. „Funk“ ist sehr erfolgreich: Allein auf Instagram folgen dem Portal mehr als 1,5 Millionen Menschen. Für Youtube werden eigene Sendungen produziert, einige von ihnen haben mehr als eine Million Follower. Zwei dieser Formate werden nun aber unsaubere Recherchen vorgeworfen, und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schießt – nicht zum ersten Mal – scharf gegen „Funk“: Dort fänden „sich Pannen und Pleiten von solcher Tragweite, dass man sich fragt, wie die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks das Angebot noch verantworten wollen“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Kommentar. „Wenn die Bude doch lichterloh brennt, werfen sich Chefredakteure oder Intendanten in die Brust und geloben, die redaktionelle Arbeit zu verbessern. Dabei hat man den Eindruck, dass ,Funk‘ vollkommen außer Kon­trolle ist: ein einziges Funkloch.“

Anstoß der jüngsten Kritik sind erstens zwei Folgen des Geschichtemagazins „MrWissen2go“ mit Moderator Mirko Drotschmann. Die Doku „Die deutschen Kolonien: Eine verdrängte Geschichte?“ von Ende 2020 wurde gelöscht, der Beitrag „Imperialismus einfach erklärt“ von 2018 neu gedreht. In letzterer Sendung wurde fälschlicherweise behauptet, in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika sei mit Giftgas experimentiert worden, gab das ZDF zu. Auch seien Abbildungen verwendet worden, die von anderen Orten stammen. Genauer erklärte sich der Sender nicht. Der „FAZ“ zufolge handelt es sich um eine Postkarte mit der Beschriftung „Züchtigung eines Eingeborenen“, bei der nicht klar ist, auf wessen Anweisung hin diese Strafe erfolgt. Ein anderes der gezeigten Fotos soll gar nicht aus Namibia stammen, sondern aus dem Kongo.

Zweitens ist ein Streit zwischen dem vom NDR verantworteten „Funk“-Magazin „strg_F“ und dem Youtuber Rezo entstanden.„strg_F“ veröffentlichte vor Kurzem eine kritische Reportage über Nahrungsergänzungsmittel. Erwähnt wurde auch eines, bei dem Rezo Werbepartner ist. Dieser habe nicht rechtzeitig auf kritische Fragen des NRD geantwortet, hieß es. Rezo widersprach in einem millionenfach gesehenen Video und warf dem Magazin vor, unsauber recherchiert und sich unfair ihm gegenüber verhalten zu haben. „strg_F“ entschuldigte sich schließlich bei dem Youtuber: „Es war falsch, gegenüber Rezo so misstrauisch und nicht offen genug gewesen zu sein“, schrieben die „strg_F“-Verantwortlichen in einem Statement auf Instagram.

Die Kritik an „Funk“ ist nicht neu. Vor einem guten halben Jahr gab es heftigen Gegenwind von den deutschen konservativen Parteien. Denn in einer Werbung für das „Funk“-Politik-Format „Die da oben“ hieß es: „Björn Höcke, Alice Weidel, Friedrich Merz und Markus Söder haben was gemeinsam: Sie sind rechts.“ Dass Politiker von CDU/CSU und jene der AfD beim Thema im selben Atemzug genannt wurden, sorgte für Unmut in der Union: Obwohl ARD-Chef Kai Gniffke sich entschuldigte und den Beitrag „einen schweren Fehler“ nannte, gab es Forderungen nach der Abschaffung des Jugendportals.

So heftig fällt die Kritik diesmal nicht aus. Der bayerische Ministerpräsident Söder hat inzwischen einen anderen Kritikpunkt am Öffentlich-Rechtlichen gefunden: Er forderte am Mittwoch massive Einsparungen bei ARD und ZDF und würde dafür gerne „mindestens 20 Sender“ innerhalb der Öffentlich-Rechtlichen ganz streichen. „Funk“ nannte er nicht.

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