Tisch für vier

Lokalkritik im Rinkhy: Es brummt

Lokalkritik im Rinkhy
Lokalkritik im RinkhyChristine Pichler
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Dass der alte Rinkhy-Standort zu klein war, zeigt sich jetzt: Die neue Delikatessenbar brummt. Hier gibt’s Austern – und Bodenständiges.

Erster Eindruck: Das neue Rinkhy brummt. Wochentag hin oder her: Der prächtige Saal, der wirkt wie ein französisches Edelbistro, ist gesteckt voll mit ­Menschen, die sich an allerhand Delikatessen laben, da prickelt es, dort landet ein Tablett mit frisch geknackten Austern auf dem Tischchen. Ohne Reservierung scheint hier nichts zu gehen, was einen potenziellen Gast dezent verzweifeln lässt. Dass die Nachkommenden angesichts dessen am Empfang einmal ein paar Minuten ignoriert werden, drückt die Begeisterung zunächst ein bisschen: Auch in einem Lokal, das es offensichtlich gerade nicht notwendig hat, würde man gern zumindest willkommen geheißen werden – auch wenn’s mit dem Tisch vielleicht noch ein bisschen dauert.

Der kühle (Nicht-)Empfang ist hoffentlich nur passiert und nicht Usus, und mit dem ersten Glas – Cava, um sich ein bisschen auf die mediterrane Atmosphäre einzustimmen! – gibt man sich dann auch der guten Stimmung hin. Mit ihrer neuen Delikatessen Bar hat Andrew Rinkhy offenbar alles richtig gemacht. Schon an ihrem alten Standort punktete er mit Häppchen, feinen Konserven und Wein; dass das Winzig-Lokal alsbald zu klein werden würde, war rasch offensichtlich. Kaum 200 Meter entfernt haben sie sich daher nun erheblich vergrößert. Und setzen hier unter anderem auf Austern, eigenes Austernbecken inklusive: sechs Stück französische Fine de Claire werden da um 18 Euro herausgeholt, dazu empfohlen: ein Glas Chablis (6,80 Euro), oder wenn das Portemonnaie ein bisschen lockerer sitzt, gleich eine ­Flasche Champagner (59,40).

Lokalkritik im Rinkhy
Lokalkritik im RinkhyChristine Pichler

Wie am alten Standort findet man hier für einen lockeren Start auch die maple-candied almonds (4,10), es gibt zwei Dutzend kalte Häppchen von Anchovis bis Wurzelspeck und neuerdings auch ein paar warme Gerichte: Sardinen auf gegrilltem Brot (11,50), in ihrer Schlichtheit umwerfend, noch besser aber die weißen Bohnen aus dem Ofen mit Miesmuscheln: cremiges Comfort Food, würde man neben Austern und Schampus gar nicht erwarten, bringt aber genau die richtige Portion Bodenständigkeit (10,90). Das einzige Problem: Mehr als drei Tellerchen passen nicht auf das winzige Tischchen! Eine Überraschung ist übrigens das Dessert, auf das man hier nicht unbedingt gewettet hätte: eine Crème Brulée mit – so die Geschmacksnerven nicht trügen – ein bisschen Tonka (7,90). Allein die wäre ein Grund, wieder herzukommen. Der ­Empfang ist dann hoffentlich etwas ­herzlicher.

Info

Rinkhy Delikatessen Bar, Zieglergasse 29, 1070 Wien, Restaurant: Mo–Fr: 17–24 Uhr, Sa: 16–24 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

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