Tisch für vier

Lokalkritik im Café Caché: Ein französischer Kirchenwirt

Café Caché
Café CachéChristine Pichler
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Mit dem Café Caché hat jetzt auch der Fünfzehnte ein französisches Bistro. Gar nicht abgehoben.

Jetzt hat also auch Rudolfsheim-Fünfhaus sein französisches Bistro, eigentlich könnte man sagen, der Meiselmarkt hat es, so nah liegt das Café Caché an dieser bisher noch recht bobofreien Zone. So versteckt, wie der Name es andeutet, ist es auch nicht: Man muss nur dem unübersehbaren Kirchturm folgen. Einen Sprung in die dazu passend imposante Kirche der Hildegard-Burjan-Pfarre sollten Sie ein­planen, allein um die „Beicht- und An­­sprache“-Anlage mit den Leuchtschildern „Besetzt“ oder „Frei“ zu bestaunen. Im Zweifel entscheidet man sich sowieso für die Ansprache beim Wirt am Eck gegenüber. Hier war einmal die traditionsreiche Konditorei Angelmayer. Deren hinreißendes Sechzigerjahre-Interieur hat schon eine oberösterreichische Neuübernahme vor zehn Jahren überstanden. Ihr Schild prangt auch jetzt noch, bei der nächsten sanften Übernahme, in nonchalanter Fragmentierung als „Kondi“ über der Theke.

Viel hat es nicht gebraucht, nur ein paar französische Plakate an den Wänden und angenehmst gedämpftes Licht am Abend, schon merkt man den Esprit, den Lisa Machian und ihr Mann Arnaud Champetier hier ganz lässig verbreiten. Nachdem sie voriges Jahr mal hier (Karma Foods), mal da (Hotel Kristiana Lech) aufgepoppt sind, haben die beiden nun also ihre erste fixe Homebase bezogen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es dabei erst einmal ein wenig bodenständiger, nicht ganz so charmant wild zugeht auf den Tellern, wie man das schon einmal erleben durfte.

Café Caché
Café CachéChristine Pichler

Zum dichten Schokomousse gibt’s diesmal also keine frittierten Kapern, sondern es schmiegt sich in ein gängigeres Profiterol (8 Euro). Die Abendkarte der Wienerin, die zehn Jahre in Paris kochte, ist überhaupt überschaubar, zu dritt kriegt man alles durch: Vom Salat mit Zitrusfrüchten, Walnüssen und zwei verschiedenen Konsistenzen an Ziegenkäse (11) bis zu den mit (ein bisschen trockenem) Bœuf Bourguignon gefüllten Knödeln (20), diese Sauce macht es allerdings wieder wett. Die karamellisierten Chicorée auf Selleriepüree und grünem Jus sind geschmacklich eine ähnliche Bombe (die Quinoa dazu ist sinnlos). Das Beste aber ist, mal wieder, das Einfachste: Zwei Eierhälften, gefüllt mit leicht scharfer Lauchmayo und bestreut mit Senfkörnern und Knusperzwiebel (3,20). Das nächste Mal kommen wir also frühstücken. Das gibt es nämlich, neben sehr vernünftigen Mittagsmenüs, hier auch. Wäre auch am Wochenende offen, der Fünfzehnte hätte einen französischen Kirchenwirt. Salut!

Info:

Café Caché, Meiselstraße 2, 1150 Wien, Restaurant: Mo–Di: 9-17 Uhr, Mi–Fr: 9–22 Uhr.
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