Premier Narendra Modi geht als klarer Favorit in die sechswöchigen Wahlen in der größten Demokratie der Welt. Er strebt eine dritte Amtszeit an. Kritiker befürchten die Entwicklung zu einem Hindu-Staat. Fans stört das nicht.
Als über der westindischen Küstenmetropole Mumbai (Bombay) die Sonne aufgeht, hat Mihir Kotecha seinen morgendlichen Spaziergang bereits begonnen. Um den Hals trägt er einen safranfarbenen Schal mit einem Lotus, dem Wahlsymbol seiner Partei. Er ist Politiker der hindunationalistischen BJP, die seit zehn Jahren den Premierminister stellt. Und es sind die letzten ruhigen Momente vor dem Wahlkampfgetöse, das Indiens größte Stadt Indiens bald erfüllen wird. Bei kühleren Temperaturen von 26 Grad lässt es sich gut mit Wählern ins Gespräch kommen. Zwei Stunden nimmt er sich dafür Zeit, begleitet von einer Traube von Männern.
Vom 19. bis zum 1. Juni dauern die indischen Parlamentswahlen, die ich über sieben Etappen auf dem Subkontinent erstrecken. Eine Megawahl in der größten Demokratie der Welt mit 960 Millionen Wahlberechtigten. Für Kotecha ist es eine Premiere: Der 49-jährige Landespolitiker bewirbt sich erstmals für einen der 543 Sitze im indischen Unterhaus. Er lobt Premier Narendra Modi über die Maßen, der eine dritte Amtszeit mit Zweidrittelmehrheit anstrebt.