Leitartikel

Der Westen muss bei Modis Indien die rosarote Brille abnehmen

Fans von Premier Modi.
Fans von Premier Modi. APA / AFP / Himanshu Sharma
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Kaum ein anderes Land profitiert so sehr von geopolitischen Machtkämpfen wie Indien. Dieser Pragmatismus hat Grenzen. Das sollten EU und USA nützen.

Könnte indische Weisheit etwas Ordnung in die chaotische Weltordnung unseres Jahrhunderts bringen? Premier Narendra Modi ist davon überzeugt. „Indien ist der Guru der Welt“, stand im September auf Plakaten des G20-Gipfels in Delhi. Tatsächlich ist „Guru Modi“ international so gefragt wie kein anderer asiatischer Regierungschef. In Washington und Paris rollt man ihm den roten Teppich aus, damit er nicht zu sehr in Richtung Moskau abdriftet, wo er ebenfalls umworben wird.

Doch das Plakat war nicht an ausländische Kollegen gerichtet, sondern an Wähler im Inland. Modi weckt selbst mit internationaler Politik starke Gefühle: Stolz und leidenschaftlichen Hindu-Nationalismus, die Stimmen bringen. Er verspricht, Indien zu alter Größe zu verhelfen. Auch Indiens Premier punktet also mit der wenig originellen Erzählung von zivilisatorischer Reinheit, gestohlenem Glanz, die derzeit von Ankara über Moskau bis Peking en vogue ist. In der Version des Hindu-Nationalisten war Indien einst die größte Zivilisation der Welt, bevor Muslime und Briten es ins Elend stürzten.

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