Die Vorwürfe gegen Egisto Ott wiegen schwer. Doch in seiner Heimat ist man nachsichtig mit dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Egisto Ott festgenommen worden ist. Doch dieses Mal ist es anders. Es sind Beamte der Cobra und nicht einfach nur Streifenpolizisten, die den Zugriff durchführen. Von einem lauten Knall berichtet ein Nachbar. Vorbei ist mit dem ländlichen Idyll kurz nach 5.30 Uhr an diesem Karfreitag. Bis zum Nachmittag wird der Polizeieinsatz dauern, doch die Botschaft verbreitet sich schneller: Egisto Ott ist festgenommen worden, zum zweiten Mal, seitdem er 2017 unter Spionageverdacht geraten ist.
Dass ihn die Justiz wie damals wieder rasch vom Haken lässt, ist ausgeschlossen. Ott soll nicht nur den österreichischen Geheimdienst unterminiert haben, er soll jahrelang auch illegal Informationen gesammelt und diese nach Russland verkauft haben. Bis zu fünf Jahre Haft sieht das Strafgesetzbuch dafür vor. Und dennoch: „Es ist mir egal, was er getan hat. Er ist ein guter Nachbar, ein hilfsbereiter Nachbar, und er ist ein Mensch“, sagt eine Frau, die gleich ums Eck wohnt.