Jetzt haben die neuen Betreiber dem Café Florianihof doch ein ganz neues Konzept verpasst: als Abendlokal, mit Reznicek-Cordon-bleu als Burger, viel Wein und: Susitorte.
Ein knappes halbes Jahr ist es her, dass das Café Florianihof nach einem Jahr Stillstand wieder auferweckt wurde: von niemand Geringerem als Julian Lechner und Simon Schubert, die das Gasthaus Reznicek in Wien Alsergrund zu einem der besten Wirtshäuser der Stadt gemacht haben. Im Florianihof war von ihrer Handschrift anfangs nicht wahnsinnig viel zu spüren: Kaffeehauskarte, Kaffeehausambiente, Paprikahendl, Schinkenrolle, Toast und Melange: eh ganz nett – zumal man sich ja wünscht, dass die Kaffeehauskultur fortbesteht –, aber offenbar doch nicht ganz tragfähig. Seit ein paar Wochen hat das Lokal deswegen ein neues Konzept: als Abendlokal, mit völlig neuer Karte und einer massiven Weinkarte mit 280 Positionen.
Ums Essen kümmert sich ein neuer, junger Küchenchef. Statt Gulasch und Co. gibt es hier nun Burger und Sandwiches, etwa das legendäre Reznicek-Cordon-bleu im Semmerl (19 Euro), ein Fried Chicken im Burger: extrem knusprig, dabei saftig und leicht scharf (15 Euro), oder ein würziges, getoastetes Austernseitling-Sandwich (14 Euro). Das wäre dem Lokal in einer dicken Scheibe Sauerteigbrot vielleicht um ein Eck würdiger, genauso wie das Burgerlaberl rund ums knusprige Hendl ein bisschen schwächelt, kann man vielleicht noch ausbauen. Dass die Küche was kann, zeigt sich aber auch an Kleinigkeiten wie der Limettenmayonnaise – und bei den Vorspeisen ganz besonders am Sellerie (9 Euro): sous-vide-gegart, allerfeinst aufgeschnitten und mit Pilz-Paradeiser-Saft in eine ultraleichte, umamivolle Herrlichkeit verwandelt.
Als Abschluss gibt’s eine leichte, nicht zu süße Kaffeemousse, verspielt angerichtet wie eine richtige Melange, inklusive Silbertablett und Wasserglas: ist wahrscheinlich altmodisch, aber schon lustig. Oder: Susitorte, die einmal für den Geburtstag von Spitzenkoch Stefan Doubek gebacken wurde – und seitdem auf der Karte steht. Auch wenn’s schade ist, dass wieder ein Kaffeehaus kein Kaffeehaus mehr ist: Hier ist es jetzt wirklich fein.
Café Florianihof
Florianigasse 45, 1080 Wien, Mo–Fr 16–0 Uhr. www.florianihof.co.at