Oscars 2009: Das Ende der unlustigen Komiker

(c) AP (Mark J. Terrill)
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Die TV-Übertragung der Oscar-Gala hat seit Jahren ein Quotenproblem. Dem setzte der Sender ABC nun ein Argument entgegen: Hugh Jackman - mit Erfolg.

Nachdem die Quote seit Jahren sinkt und 2008 ein neuerlicher Tiefpunkt erreicht wurde, entschied sich der TV-Sender ABC 2009 für einen radikalen Einschnitt, um mehr Zuschauer vor die TV-Geräte zu fesseln. Statt Altbewährtes fortzusetzen und auf Komiker zu setzen, brach man mit der Tradition und machte den australischen Schauspieler Hugh Jackman zum Moderator des wichtigsten Abends der US-Filmbranche. Ein gewagtes Experiment - das aufging. Und das obwohl Skepsis angebracht war.

Die Strategie schien auf einen Blick durchschaubar. Tausche den Komiker aus und stelle den "Sexiest Man Alive" - so titulierte ihn das "People"-Magazine - auf die Bühne. Das bringt vor allem die Zuseherinnen wieder vor die Fernsehgeräte zurück. Alles wird jünger und moderner ...

Doch: Jackman führte selbstironisch und locker durch den Abend. Er stellte sich dem Publikum vor: "Wer bin ich? Ein Australier, der in einem australischen Film spielt, der Australia heißt." Er sang, tanzte und scherzte. Gleich zu Beginn legte Jackman ein selbstironischen Medley über die oscar-nominierten Filme im Musical-Stil hin. Es endete mit: "These are the Oscars! This is my dream! I am a slumdog! I'm the reader, the wrestler. I am Wolverine!". Die selbstverliebten Komiker, die durch die Shows der letzten Jahre geführt hatten, waren schnell vergessen.

Auch eine andere Entscheidung der Veranstalter hauchte der angestaubte Oscar-Gala neues Leben ein: Die Idee, ehemalige Oscar-Gewinner eine kurze Laudatio für die Nominierten der Haupt-Kategorien halten zu lassen. Da entstanden ganz besondere Momente. So fragte etwa Robert de Niro scherzhaft seinen "Schützling" Sean Penn: "Wie hat Sean Penn es geschafft, all die Zeit Rollen zu kriegen, in denen er Heteros spielt?" Oder: Hollywood-Veteranin Shirley Maclaine ermunterte die Nachwuchs-Mimin Anne Hathaway: "Keep singing, too." Denn die hatte zu Beginn der Gala mit Jackman ein Duett geträllert.

Ob all das die Quoten gerettet hat, wird sich zeigen. Unterhaltsamer als die Berufs-Lustigmacher war Hugh Jackman allemal - "Sexiest Man Alive" hin oder her.

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