Kaum trat die Ausgangssperre in Kraft, begannen die Kämpfe. Auch in Diyarbakir geht das Militär gegen die kurdische Arbeiterpartei vor.
Türkische Sicherheitskräfte haben im Südosten des Landes in einer weiteren Stadt eine Operation gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) begonnen. Nach Inkrafttreten einer Ausgangssperre in der Stadt Idil sei es dort zu schweren Gefechten mit PKK-Kämpfern gekommen, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Mittwoch.
Die Armee habe Kampfpanzer eingesetzt. Soldaten seien in Viertel eingedrungen, die PKK-Kämpfer mit Barrikaden und Gräben abgeriegelt hätten. Die ganze Nacht über seien Detonationen und Schüsse zu hören gewesen.
Die neue Ausgangssperre gilt bis auf weiteres rund um die Uhr in Idil wie auch im Dorf Dirsekli, die beide in der Provinz Sirnak liegen. Ausgangssperren sind seit Dezember außerdem im Zentrum der Kurdenmetropole Diyarbakir sowie in der Stadt Cizre in Kraft. In der Stadt Silopi wurde die Ausgangssperre im vergangenen Monat gelockert; sie gilt inzwischen nur noch nachts.
Opferzahlen schwer überprüfbar
Die Armee geht seit Mitte Dezember mit einer Offensive gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in Städten im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten der Türkei verschanzt haben. In Silopi und Cizre hat das Militär ein Ende der Operationen verkündet. In Diyarbakir dauern die Kämpfe an und forderten auch am Mittwoch wieder Todesopfer. Nach Angaben der Armee wurden bei Gefechten ein Soldat und ein PKK-Kämpfer getötet.
Nach Armeeangaben wurden bei den Gefechten in Cizre, Sur und Silopi mehr als 850 PKK-Kämpfer getötet. Laut der pro-kurdischen Partei HDP kamen mindestens 277 Menschen ums Leben, die bisher nicht als Kämpfer identifiziert wurden und unter denen die meisten Zivilisten gewesen sein sollen. Auch viele Angehörige der Sicherheitskräfte wurden getötet, eine genaue Zahl liegt nicht vor. Angaben zu Opferzahlen lassen sich in Gebieten unter Ausgangssperre nicht unabhängig überprüfen.
USA soll sich entscheiden
Die Türkei will zudem den Beschuss der Kurdenmiliz YPG jenseits der Grenze zu Syrien fortsetzen. Die USA müssten sich entscheiden, zu wem sie hielten - zur Türkei oder der YPG, forderte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch. Die mit der PKK verbündete Miliz hatte zuletzt im Windschatten der russischen Angriffe um Aleppo große Geländegewinne nahe der türkischen Grenze erzielt.
Die YPG (Volksverteidigungseinheiten) gilt als letzte schlagkräftige Rebelleneinheit in der Region und wird von den USA unterstützt. Es sei ein feindlicher Akt, wenn die Verbindung zwischen YPG und PKK ignoriert werde, kritisierte Erdogan. Die Türkei beschießt die Stellungen der Miliz seit Tagen.
(APA/dpa/Reuters)