Valentin Pfeil, 27, will sich bei seiner Premiere über 42,195 Kilometer am Sonntag einen Traum erfüllen und auf Anhieb das Olympia-Limit von 2:14-Stunden schaffen.
Wien. Wirklich gute Leichtathleten sind in Österreich rar gesät. Hobbyläufer findet man, wenngleich es nie genug gibt, einige. Doch solche, die bei internationalen Wettkämpfen Rot-Weiß-Rot gebührend vertreten, sind selten – ganz besonders im Marathon. Nun will sich Valentin Pfeil über 42,195 Kilometer beweisen, der Steyrer, 27, hat beim Vienna City Marathon am Sonntag (Start 9 Uhr) sogar Großes vor. Er will bei seiner Premiere über diese Distanz auf Anhieb das Limit für Olympia in Rio de Janeiro laufen.
Um am 20. August im Rahmen der Sommerspiele in Rio die Copacabana entlanglaufen zu dürfen, ist in Wien eine Zeit von 2:14-Stunden nötig. Damit würde er den Spuren von Michael Buchleitner (Athen 2004, 28.) oder von Günther Weidlinger (London 2012, Aufgabe) folgen, doch der Weg dorthin ist weit. Warum Pfeil diesen Versuch just in Wien unternimmt? Hier studierte er sechs Jahre lang Veterinärmedizin, kennt alle Laufstrecken auswendig. Er war als Tempomacher für Roman Weger 2014 im Einsatz, lief selbst schon einmal in der Staffel. „Die Zeit vergeht schneller, wenn man das Umfeld kennt“, sagt er stolz. Zudem sei der von Hubert Millonig betreute Läufer nach einer Halbmarathon-Bestzeit von 64:16-Minuten willens, den nächsten Schritt zu setzen. Druck mache er sich dabei keinen, den hätten andere, also die Favoriten. Auch die Gewissheit, bester Österreicher zu werden, ist für ihn allein keine Motivation. Rio de Janeiro locke, Pfeil sagt: „Ich möchte eine gewissen Unbekümmertheit an den Start bringen.“
Asphalt als „freie Wildbahn“
Eine profunde Vorbereitung sei essenziell, das Wissen um Temperatur, Wind und vor allem Tempo steter Wegbegleiter. Zwei „Hasen“ aus Afrika stünden eigens für ihn parat, zudem wisse er, dass noch weitere Läufer das Limit anpeilen würden, also könnte er sich auch nach denen oder nach Koordinator Mark Milde richten.
Im Optimalfall läuft Pfeil in einem kleinen, überschaubaren Feld ohne Rempeleien und Missgunst. Und wie schnell er es angehen wolle? „3:10-Minuten pro Kilometer sollten passen.“ Also schnell.
Geübt habe er in Viareggio, Italien, zuletzt ein Trainingslager absolviert und 400 Kilometer in diesem Jahr bereits in den Beinen. Staatsmeistertitel über 3000 Meter Hindernis, 5000 und 10.000 Meter habe er genug gewonnen, insgesamt zwölf. Im Hindernislauf erreichte er 2009 das Finale der U23-EM. Nun sei es an der Zeit, die Tartanbahn gegen die „freie Wildbahn“, also den Asphalt, einzutauschen. „Marathon ist das, wo ich schon immer hinwollte. Der Straßenlauf liegt mir.“
Am Sonntag, allerdings in Rotterdam, will der gebürtige Kenianer und nun für Österreich laufenden Edwin Remboi das Olympia-Limit erbringen. Dort hat er bereits 2013 mit persönlicher Bestzeit von 2:12:58-Stunden guten Eindruck hinterlassen, es bleibt ihm somit ein Spielraum von knapp einer Minute. Am 17. April unternimmt der im vergangenen Dezember eingebürgerte Äthiopier Lemawork Ketema in Hamburg einen Anlauf.
Österreichs kleiner Rio-Kader
Wovon Pfeil, Remboi und Ketema träumen, haben fünf andere Leichtathleten bereits so gut wie fix in der Tasche – das Ticket nach Brasilien. Marathonläuferin Andrea Mayr ist vom ÖOC schon bestätigt worden, Hürdensprinterin Beate Schrott (13,30 Sekunden über 100 Meter), 5000-Meter-Läuferin Jennifer Wenth (15:40 Minuten) sowie die Diskuswerfer Gerhard Mayer und Lukas Weißhaidinger (61,5 Meter) haben noch bis 26. Juni Zeit, eine „Leistungsbestätigung“ zu erbringen.
Weiterhin Qualifikationschancen sollen – laut ÖLV-Verband – auch noch Zehnkämpfer Dominik Distelberger oder Siebenkämpferin Ivona Dadic haben. Bei den Spielen in Rio warten ab 5. August im Estádio Olímpico 47 Leichtathletikbewerbe für 2005 Athleten.
ZUR PERSON
Valentin Pfeil
möchte beim Vienna City Marathon (Sonntag, Start 9 Uhr) Großes vollbringen. Der Steyrer, 27, versucht bei seiner Premiere über 42,195 Kilometer das Olympia-Limit von 2:14-Stunden für Rio de Janeiro zu erbringen. [ APA ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)