Putins Stichwortgeber Dugin kommt nach Wien

Alexander Dugin
Alexander DuginHeikki Saukkomaa / Lehtikuva / picturedesk.com
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Nicht zum ersten Mal besucht der antiliberale russische Publizist Österreich. In der Vergangenheit fiel er durch FPÖ-Kontakte auf. Jetzt hat ihn der Betreiber einer obskuren Webseite eingeladen.

Alexander Dugin, der umstrittene russische Publizist und Verbreiter rechter, antiwestlicher Theorien, wird in der kommenden Woche zwei Auftritte in Wien absolvieren. Dugin wird am Donnerstag und Freitag Vorträge über die Zukunft Europas und seine Kritik am Liberalismus halten und sich danach den Fragen des Publikums stellen. Organisators des Events: die Website bachheimer.com, die von Ökonomen Thomas Bachheimer gegründet wurde. Der Veranstaltungsort wird geheim gehalten. Nur wer sich anmeldet, erfährt mehr. Und muss 30 Euro mitbringen. So viel kostet der Eintritt am Donnerstag.

Dugin ist Vorsitzender der Internationalen Eurasischen Bewegung, Publizist und Philosoph mit langem Rauschebart. Seine frühen Traktate haben eine offenkundige Nähe zum Faschismus. In den letzten Jahren propagierte er die eurasische Idee. Dugin geht es dabei um den Kampf der Kontinente: Unter der Führung Russlands soll sich Eurasien gegen die USA verbünden. Dugin befürwortet den von Russland unterstützten Krieg der Separatisten in der Ukraine und sagte einmal, dort müsse man „den Teufel austreiben“. In den USA hat er Einreiseverbot.

Popularität für Dugin nach Krim-Annexion

Einem breitem Publikum wurde Dugin nach der Annexion der Krim bekannt, als in Russland im nationalen Taumel von „Krymnash“ („Die Krim gehört uns“) großrussische, revanchistische Argumentationen en vogue waren. Auch manche internationalen Medien stilisierten ihn zum „Berater Putins“. Damit wurde seine Bedeutung überhöht. Korrekt ist aber, dass sich der Kreml eine Zeitlang aus dem ideologischen und rhetorischen Repertoire Dugins bediente. Von 2015 bis 2017 war er Chefredakteur des russischen TV-Kanal Zargrad, der großrussische und radikal-orthodoxe Positionen vertrat. Mittlerweile ist der Sender eingestellt. Eigentümer war der „orthodoxe Oligarch“ Konstantin Malofejew, der auch aktiv die Krim-Annexion unterstützte. Malofejew war übrigens der Organisator eines Rechtsaußen-Kongresses, der im Juni 2014 in Wien über die Bühne ging. Dugin war damals geladen, genauso wie der FPÖ-Chef und heutige Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der nunmehrige FP-Nationalsratsabgeordnete Johann Gudenus, Le Pen-Enkelin Marion Maréchal-Le Pen und Bulgariens Rechtsaußenpolitiker Wolen Siderow.

Ob es diesmal zu Treffen mit FPÖ-Vertretern kommen wird, ist unklar, ebenso, ob Dugin den Akademikerball am Freitag besuchen wird. Eine schriftliche Anfrage der „Presse“ blieb unbeantwortet. Kontakte zur FPÖ hat Dugin schon seit mehreren Jahren. 2009 pries er in einem YouTube-Video von 2009 die FPÖ. Im selben Jahr besuchte er den Akademikerball. Einst lobte Dugin die "absolut prorussische Position" der FPÖ, "die uns (in den Konflikten, Anm.) in Abchasien, Ossetien und Georgien unterstützt". 30 Prozent des österreichischen Parlaments sei von "Freunden Russlands" kontrolliert, erklärte Dugin einmal.

"Nicht zu Unrecht verstört"

Thomas Bachheimer, Betreiber und Gründer der nach ihm benannten und im April 2016 gegründeten Website, hat Dugin aus eigenem Antrieb und mit eigenen Finanzmitteln eingeladen – wie er der „Presse“ erzählt. Die Brisanz von Dugins Kommen bestreitet Bachheimer nicht: Dugin hat in Europa eine Fan-Gemeinde unter den Neuen Rechten und unter Putin-Verehrern. Bachheimer bestreitet jedoch entschieden, eines von beidem zu sein. Mehr noch: Auch über Dugin selbst sei er im höchsten Maße irritiert und keineswegs dessen Anhänger. Alexander Dugin greift in seinen Schriften nämlich den westlichen Liberalismus frontal an, dem sich Bachheimer zugehörig fühlt. Auf bachheimer.com steht: „Auch bei uns in der Redaktion löst der wohl wichtigste zeitgenössische Philosoph und Vordenker Russlands immer wieder heftigste Diskussionen und Kopfschütteln aus.“

Man wolle sich eben mit Dugin kritisch auseinandersetzen, sagt Bachheimer: „Bei jedem liberalen Kongress wurde Dugin erwähnt – meist negativ. Viele Menschen sind verstört – nicht zu Unrecht.“ Nun seien aber viele seiner Freunde und Kollegen daran interessiert, mit dem höchst umstrittenen Russen einmal persönlich zu diskutieren. FPÖ-Politiker sollen aber nicht darunter sein.

Bachheimer ist Europachef des Goldstandard-Instituts und ausgebildeter Börsenhändler. Der 52-jährige Obersteirer trat mehrere Jahre auf TV-Sendern als Analyst in Erscheinung. Seine ehemalige Mitarbeit an der Plattform Hartgeld.com bereut er, denn die sei ihm „zu radikal“ geworden, unter anderem wegen der dortigen Verschwörungstheorien und Untergangsprophetien. Die „Wiederherstellung normaler Beziehungen zu Russland“ zählt zu seinen Anliegen. Dementsprechend Moskau-freundlich geht es auf der Seite zu, neben Informationen über Währungen, Edelmetalle und den „gläsernen Menschen.“ Bachheimer.com wirbt mit dem Claim „Thinking outside the box“ und verzeichnet 500.000 Zugriffe im Monat. Die Seite finanziere sich ausschließlich über Werbung und Spenden, so Bachheimer.

Prominente Gastautoren neben Identitären

Teils konnte Bachheimer prominente Gastautoren finden, wie den ehemaligen Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Gert-René Polli und den ÖVP-Politiker Reinhold Lopatka, der kürzlich noch Klubobmann im Parlament war. Doch auch auf die Neuen Rechten stößt man bei Bachheimer regelmäßig.

So gelang es erst durch Mithilfe des rechten, russophilen Suworow-Instituts Alexander Dugin überhaupt nach Wien zu holen. Bei dieser Einrichtung ist unter anderem Alexander Markovics aktiv, Ex-Obmann der Identitären. Auch Bachheimer hat dem Suworow-Institut schon ein Interview gegeben. „Ich bin kein Identitärer“, sagt er dazu. Darüber hinaus gebe es keinerlei Zusammenarbeit mit dem Suworow-Institut. „Ich bin Anhänger des Österreichischen Schule der Nationalökonomie.“ Der nächste Gast werde der libertäre US-amerikanische Ökonom Lew Rockwell sein.

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