Vor dem Umsturz in Russland war die Donaumetropole für die Protagonisten ein zentraler Drehpunkt. Man konnte sie bisweilen in Kaffeehäusern antreffen.
Die Hauptstadt der Donaumonarchie war um die Jahrhundertwende ein beliebter Aufenthalts- und Wohnort, für Künstler, für Schriftsteller, für Revolutionäre, man konnte sich verhältnismäßig frei bewegen, man konnte auf Netzwerke und Bekanntschaften zurückgreifen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die späteren Protagonisten der Russischen Revolution öfters in Wien aufhielten – ob nun auf Durchreise oder als Ort des Exils. Sie haben ihre Spuren hinterlassen – und einige Anekdoten.
Die Kommunisten
Ausgerechnet die bürgerliche „Neue Freie Presse“! In ihre Redaktionsräume in der Fichtegasse 10 stürmten am 12. November 1918 mehrere Aufständische und Mitglieder der neu gegründeten Kommunistischen Partei und machten sich sogleich die technischen Geräte zu eigen. Denn die am selben Tag ausgerufene Republik Deutschösterreich sollte den Kommunisten zufolge zu einer Räterepublik werden, und um das zu verkünden, brauchte es die Medien. Die eigene Publikation „Weckruf“ sollte nach der Besetzung hier entstehen, und in der „Neuen Freien Presse“ selbst stand am selben Tag in der Ausgabe um „6 Uhr nachmittags“ zu lesen: „Die ,Neue Freie Presse‘ wird bis auf Weiteres unter der Kontrolle kommunistischer Redakteure erscheinen. Für vollkommene Ruhe wird verbürgt.“