Haider: Hypo-Beteiligung nur gegen Fußball-Sponsoring?

Beteiligung nur für Sponsoren: Haiders Liebe zum Fußball
Beteiligung nur für Sponsoren: Haiders Liebe zum Fußball(c) APA (Gert Eggenberger)
  • Drucken

Bekamen die Bayern die Hypo Alpe Adria nur dank Fußball-Sponsoring? Die Justiz ermittelt. Einschlägige Erfahrungen des Stromkonzerns Verbund dürften von Interesse sein.

Wien. In der Causa Hypo Alpe Adria ermittelt die Justiz auf Hochtouren - in Deutschland jedenfalls. Erst vor wenigen Tagen kam es zu einer Hausdurchsuchung bei der Deutschen Kreditbank in Berlin. Der Grund: Das Institut ist eine Tochter der BayernLB, die bis vor kurzem Mutter der Kärntner Hypo war. Und über die Deutsche Kreditbank soll es zu Geldflüssen an den Fußballverein Austria Klagenfurt in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro gekommen sein.

In der BayernLB ist das Sponsoring des österreichischen Fußballvereins am Donnerstag Thema im Aufsichtsrat, die Staatsanwaltschaft München ermittelt bereits wegen des Verdachts der Korruption. „Wir ermitteln zu Korruptionsvorwürfen, ob Jörg Haider die Zustimmung zum Verkauf der Hypo Alpe Adria an die BayernLB mit einem Fußball-Sponsoring verbunden und bekommen hat", zitierte die „Kleine Zeitung" unlängst die Münchner Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger.

Ein interessantes Betätigungsfeld ist das jedenfalls. Nicht nur wegen der enormen Finanzierungsflüsse über parteinahe Sportvereine. Nicht ganz unerheblich ist auch die Frage, ob es bei dem „Sponsoring" auch zu Parteienfinanzierung gekommen ist. Was nicht völlig aus der Luft gegriffen scheint: Der SK Austria Kärnten etwa wurde unter dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider auf einen parteinahen Verein getrimmt, mit langjährigen Weggefährten und also Vertrauten an der Spitze. Präsident des SK Kärnten ist BZÖ-Parteikollege Mario Canori, Vizepräsident ist Haiders langjähriger Pressesprecher Karl-Heinz Petritz.

Verkauf unter Bedingungen

Das „Sponsoring" der Austria Klagenfurt durch die Bayern sei jedenfalls politisch eingefädelt worden, erklärte Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt laut deutschen Medien in einer Einvernahme: Landeshauptmann Jörg Haider habe die finanzielle Donation der Bayern definitiv im Zusammenhang mit dem Hypo-Verkauf an die BayernLB gefordert.

Der Verkauf von landeseigenen Unternehmensanteilen unter der Bedingung, dass es zu Fußball-Sponsoring kommt: Das ist offenbar kein Einzelfall, sondern Teil des „Kärntner Systems". Das zeigt ein Vorfall aus dem Jahre 2001. Damals hatte der österreichische Stromkonzern Verbund monatelang mit dem Land Kärnten über eine mehrheitliche Übernahme des Landesversorgers Kelag verhandelt. Der Verbund hielt damals 35 Prozent an der Kelag, wollte aber „gestaltend eingreifen" können - also die Mehrheit der Anteile.

Doch-nicht-Deal mit Verbund

Die Gespräche schienen für alle Beteiligten einen viel versprechenden Verlauf zu haben - bis es im Mai 2001 zur großen Überraschung kam: Das Land Kärnten verkaufte 49 Prozent der Kärntner Energieholding plötzlich an den deutschen Stromgiganten RWE.

Über die Hintergründe dieses Meinungsumschwungs der Kärntner gab es damals nur Spekulationen: Der Verbund habe sich selbst ins Abseits manövriert, sagten die einen. Die Kärntner hätten von Anfang an ein doppeltes Spiel gespielt und den Verbund hinters Licht geführt, die anderen.

Der damalige Verbund-Chef Hans Haider bringt nun im Gespräch mit der „Presse" Licht ins Dunkel: Die Verhandlungen über die Transaktion seien tatsächlich mehr oder weniger unter Dach gewesen. Bis Jörg Haider kurzerhand zum Telefonhörer griff, um den Verbund-Chef zu kontaktieren: „Er hat sich von uns ein Sponsoring für den FC Kärnten (aus dem später der SK Kärnten hervorgegangen ist; Anm.) erwartet", erzählt Hans Haider, „ich habe das aber abgelehnt." Was dem Zustandekommen des Deals offenbar abträglich war. Um welchen Betrag es genau ging, weiß Hans Haider heute nicht mehr. Gerüchten zufolge sollen eine Million Euro gefordert worden sein.

Auf einen Blick: Deal or no Deal

■ Die BayernLB soll seinerzeit die Zusage für den Erwerb der Kärntner Hypo Alpe Adria nur deshalb bekommen haben, weil sie bereit war, Sponsor des SK Kärnten zu sein – behauptet Ex-BayernLB-Chef Schmidt. Die Justiz ermittelt.

■ Der Stromkonzern Verbund will im Jahre 2001 auch diese Erfahrung gemacht haben: Laut Ex-Verbund-Chef Hans Haider wurde im Zusammenhang mit dem Erwerb einer Mehrheit an der Kelag auch Fußballsponsoring verlangt.

("Die Presse" Printausgabe vom 11. Februar 2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

KELAG Hauptverwaltung
International

Kelag: "Sponsoring keine Bedingung für Anteils-Verkauf"

Der Aufsichtsratschef der Kelag sagt, dass das Verbund-Angebot nicht ausschreibungskonform gewesen sei. Fußball-Sponsoring sei kein Grund für das Scheitern des Verbund-Angebotes gewesen.
Gerhard Doerfler
Österreich

Land Kärnten zieht Antrag auf Bankkonzession zurück

Noch am Sonntag verteidigte der Kärntner Landeshauptmann Dörfler den Antrag. Tatsächlich hat das Land Kärnten den Antrag aber bereits vor zehn Tagen zurückgezogen, wie FMA-Sprecher Grubelnik bestätigt.
Kritik an Dörfler von SPÖ-Kärnten-Chef Reinhart Rohr: "völlig rezept- und konzeptlos"
Politik

Kritik von allen Seiten an Dörfler

Verfassungsgerichtshof-Sprecher widerspricht dem Kärntner Landeshauptmann in Sachen Ortstafeln. SPÖ, BZÖ und Grüne vermissen Lösungskonzepte.
Themenbild
Österreich

Hypo Alpe Adria: Ex-Vorstand erster Beschuldigter

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vorwurfs der Untreue. Auch die Hypo Niederösterreich ist ein Fall für die Justiz: Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt wegen des Verdachts der Bilanzfälschung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.