Die Geschichte des nächtlichen Wien ist untrennbar mit künstlicher Beleuchtung verbunden. Dahinter steckt aber auch, wie Stadtforscher Peter Payer meint, eine politische Dimension.
Wien bei Nacht. Das klingt vertraut, und das nicht erst seit Rainhard Fendrichs gleichnamigem Lied aus dem Jahr 1985. Wien bei Nacht ist eine Art, die Stadt zu erleben, ein Image, das über Wien gestülpt wird, um ganz bestimmte Facetten zu betonen. Und es ist ein Begriff, der untrennbar mit künstlicher Beleuchtung verbunden ist. Der also erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirklich möglich war. So wie in vielen anderen Metropolen spiegelte das künstliche Licht damals so etwas wie den Aufbruch in die Moderne wider. Und diesen Aufbruch wollte man als Stadt auch vermitteln – etwa mit Sujets auf Ansichtskarten und Plakaten. „Wien bei Nacht wurde zum Claim“, sagt Historiker und Stadtforscher Peter Payer, der anhand von mehr als 1000 Ansichtskarten die Geschichte der Beleuchtung Wiens rekonstruiert hat.
Auf den Karten wurden etwa der beleuchtete Stephansdom, das Rathaus und die Hofburg zu Dauerbrennern – die religiösen und politischen Zentren der Stadt. In der Zwischenkriegszeit wurden Bauvorhaben wie die Höhenstraße oder das Hochhaus in der Herrengasse in Licht gesetzt. Und die aufkommende Neonbeleuchtung setzte besonders die Kärntner Straße in Szene. Sie war es auch, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Zeichen des Wiederaufbaus in Licht gehüllt war – die Werbetafeln und Schilder als Versprechen, dass es wieder aufwärtsgeht.