WKÖ-Umfrage: Stimmung zum Zwölf-Stunden-Tag ist gekippt

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Nur noch 39 Prozent der Beschäftigten sehen den Zwölf-Stunden-Arbeitstag positiv. Vor einem Jahr waren es noch 58 Prozent. Bei nur vier Prozent hat sich die Arbeitszeit tatsächlich geändert.

Die Stimmungslage unter den heimischen Beschäftigten rund um die Erhöhung der Obergrenze für die Arbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag ist gekippt: Beurteilten im Jahr 2017 noch 58 Prozent den 12-Stunden-Arbeitstag positiv, so waren es im April 2018 51 Prozent und im Oktober 2018 nur noch 39 Prozent, ergab eine Market-Umfrage unter 1.000 Befragten im Auftrag der Wirtschaftskammer.

"Die Propaganda der Arbeitnehmerseite wirkt", leitet daraus Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf ab. In der Öffentlichkeit gebe es die Wahrnehmung, dass das neue Arbeitszeitgesetz zum Nachteil der Beschäftigten gehe, sagte Market-Studienleiter David Pfarrhofer. Die Realität sei aber anders.

Die Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrem Arbeitsplatz sowie Ausmaß und Lage der Arbeitszeit seien unverändert hoch. Zwischen den Ergebnissen von April 2018 und Oktober 2018 gibt es hier praktisch keine Änderungen. Nur vier Prozent gaben an, dass sich ihre Arbeitszeit verändert hat - diese Arbeitnehmer arbeiten häufiger mehr als 10 Stunden am Tag und auch insgesamt länger. Die Art der Überstundenvergütung hat sich bei zwei Prozent der Befragten verändert.

Unternehmen zu drei Viertel positiv

Das neue Arbeitszeitgesetz gilt seit 1. September. Die Umfrage wurde im Oktober durchgeführt. Pfarrhofer glaubt nicht, dass das Ergebnis in einem Jahr anders ausschauen würde. "An der betrieblichen Praxis hat sich de facto nichts verändert", so Kopf. Seitens der Arbeitnehmervertreter würden "Einzelfälle skandalisiert".

Market hat im Oktober auch die Arbeitgeberseite gefragt. In der Mehrheit der 500 befragten Firmen gibt es fixe Arbeitszeiten und es werden bei der Zeiteinteilung die Wünsche der Beschäftigten berücksichtigt. Den 12-Stunden-Tag beurteilen drei Viertel der befragten Unternehmen positiv.

Ganz ohne Wirkung bleibt das neue Gesetz aber nicht: Zehn Prozent haben Einzel- oder Betriebsvereinbarungen geändert bzw. beabsichtigen, sie zu ändern. Bei zwei Prozent der Befragten hat sich die Arbeitszeitpraxis bereits geändert, sieben Prozent planen diese zu ändern. Die Mehrheit der Unternehmen (60 Prozent) befürwortet eine mögliche Wochenendarbeit. Unter den Beschäftigten sind es nur 40 Prozent, die dem positiv gegenüberstehen. Besonders groß ist die Ablehnung bei 15- bis 29-Jährigen. Die Beschäftigten sehen zwar ein, dass flexible Arbeitszeiten wichtiger werden, befürchten aber auch einen Anstieg der gesundheitlichen Belastung.

(APA)

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