Österreichs Treibhausgasemissionen sanken 2018 erstmals seit Jahren wieder. Grund für Jubel ist das nicht. Die Republik schießt weit an ihrem Ziel vorbei und muss sich auf Milliardenzahlungen einstellen.
Wien. Die frohe Botschaft kam am frühen Sonntagmorgen: Zum ersten Mal seit drei Jahren haben die Österreicher 2018 nicht mehr, sondern endlich wieder etwas weniger klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen als im Jahr zuvor. Unterm Strich stehen 79,1 Millionen Tonnen CO2, das entspricht einem Rückgang um 3,8 Prozent bzw. 3,2 Millionen Tonnen CO2, meldete das Umweltministerium. Prompt waren ehemalige Regierungsmitglieder zur Stelle, um diesen Erfolg für sich zu reklamieren. Die sinkenden Emissionen „zeigen, dass die Maßnahmen der letzten Bundesregierung gegriffen haben“, ließ etwa Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wissen. Der Weg stimme, man müsse ihn nur weitergehen. „Die Presse“ hat sich die Ergebnisse der sogenannten Now-Cast-Berechnungen des Umweltbundesamtes näher angesehen – und darin keinen Anlass zur Euphorie entdecken können.
Der Zufall half kräftig mit
Einen Großteil des Rückgangs der Treibhausgasemissionen verdankt Österreich nicht dem Wirken der heimischen Politik, sondern dem Zufall. So hat der milde Winter die Nachfrage nach Heizöl und Erdgas um 6,7 Prozent gedämpft. Bemerkenswerte Verbesserungen gab es auch bei Industrie und Stromproduktion (minus sieben Prozent). In der Industrie schlug sich vor allem der wartungsbedingte Stillstand eines Hochofens der Linzer Voestalpine in der Statistik nieder. Die Emissionen der Industrie- und Stromunternehmen werden übrigens nicht von den jeweiligen Regierungen reguliert, sondern über den CO2-Zertifikate-Handel der EU. Nationale Angelegenheit wäre hingegen der Verkehr. Hier setzte es im Vorjahr mit einem Plus von 0,8 Prozent allerdings neuerlich einen Rückschlag. Aktuell stoßen Autofahrer und Co. in Österreich jährlich 23,8 Millionen Tonnen CO2 aus. Das sind um 75 Prozent mehr als noch 1990.