Zinsschritt: "Ahnungslose" US-Notenbank trotzt den Wünschen Donald Trumps

FILES-US-ECONOMY-TRADE-DISPUTE-CURRENCY-POLITICS-TRUMP
FILES-US-ECONOMY-TRADE-DISPUTE-CURRENCY-POLITICS-TRUMPAPA/AFP/NICHOLAS KAMM
  • Drucken

Die Notenbanker der Fed halten sich trotz des Drucks aus dem Weißen Haus alle Optionen offen. Sie geben keine klaren Signale, wann und ob mit einer Zinssenkung zu rechnen ist - die könnten aber am Freitag beim Notenbanktreffen in Jackson Hole folgen.

Trotz fast täglicher Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach einer drastischen Senkung des Leitzinses hat sich die Notenbank unberührt gezeigt. Das Entscheidungsgremium sei sich einig gewesen, dass die Zentralbank „Flexibilität" bei der Bestimmung der Höhe des Leitzinses brauche, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll ihrer Zinssitzung von Ende Juli.

Damit behält sich die Federal Reserve alle Optionen offen und gibt den Finanzmärkten keine klaren Signale, wann oder ob mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen ist. Die Notenbanker stuften die US-Wirtschaft weiterhin als robust ein. Sie verwiesen jedoch ausdrücklich auf die Risiken, die sich aus einem schwächeren globalen Wachstum und den von Trump angezettelten Handelskonflikten ergaben. Die Zentralbank werde ihren weiteren Kurs im Lichte weiterer Wirtschaftsdaten festsetzen, hieß es.

Erste Senkung seit Beginn der globalen Finanzkrise

Im Juli beschloss die Notenbank, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent zu senken. Die Fed wollte damit einem möglichen Einbruch des Wirtschaftswachstums zuvorkommen. Es war die erste Zinssenkung seit dem Beginn der globalen Finanzkrise vor einem Jahrzehnt.

Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht am 18. September an. Und seit Ende Juli hat sich schon wieder einiges getan. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich mit Trumps Ankündigung neuer Strafzölle erneut verschärft. Zudem gab es jüngst ein Warnsignal am US-Anleihenmarkt, die Investoren eine Rezession befürchten ließen.

Nach Ansicht von Präsident Donald Trump sind die USA indes "sehr weit von einer Rezession entfernt". Trump wiederholte am Mittwoch jedoch seine Forderung an die Notenbank, den Leitzins in mehreren Schritten um einen Prozentpunkt zu senken. Wenn die Fed ihren Job machen würde, "hätten wir einen Wachstumssprung wie nie zuvor", sagte Trump. Die "ahnungslose" Fed habe die Zinsen "zu schnell, zu wild" erhöht, sagte Trump. Seine Vorgänger kritisierten die Geldpolitik der Notenbank nicht direkt.

Handelskonflikte drücken Einkommen der Amerikaner

Manche Analysten meinen, Trump brauche vor allem eine Zinssenkung, um die von ihm angezettelten konjunkturschädlichen Handelskonflikte auszugleichen. Trump hingegen beteuert, der Handelskonflikt der zwei größten Volkswirtschaften werde US-Wirtschaft und Verbraucher nicht belasten. Doch das unabhängige Budgetbüro des Kongresses (CBO) veröffentlichte am Mittwoch eine Schätzung zu den Kosten - die die jüngste Eskalation mit neuen Strafzöllen noch nicht mal mit einkalkulierte. Die Handelskonflikte werden das Einkommen jedes amerikanischen Haushalts bis 2020 rechnerisch um 580 US-Dollar (523 Euros) verringern, wie das CBO erklärte. Die US-Wirtschaftsleistung werde deswegen um rund 0,3 Prozentpunkte geringer ausfallen.

US-Medienberichten zufolge kam es am Mittwochnachmittag erneut kurzzeitig zu dem Warnsignal am Anleihenmarkt, der sogenannte inversen Zinskurve. In diesem Fall sind die Zinsen bestimmter langfristiger US-Staatsanleihen geringer als jene kurzfristiger Papiere. Das lässt auf großen Pessimismus bei Investoren schließen.

Die Finanzmärkte werden für Signale zur weiteren Politik der Fed nun auf das Notenbanktreffen in Jackson Hole schauen. US-Notenbankchef Jerome Powell wird dort am Freitag sprechen und kann so auf die jüngsten Entwicklungen eingehen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild. US-Präsident Donald Trump (hinten) fordert von Fed-Chef Jerome Powell (im Vordergrund) weitere Zinssenkungen.
International

Fed-Chef Powell sieht die US-Wirtschaft in guter Position

In seiner Rede gibt der US-Notenbankchef wenige Hinweise auf die kommende Zinsentscheidung im September. US-Präsident Trump hat klar gemacht: er will eine lockere Geldpolitik.
Morgenglosse

Jerome Powell kann nur verlieren, das ist Donald Trump geschuldet

Egal, was der US-Notenbankchef in seiner mit Spannung erwarteten Rede sagt, er wird es dem Präsidenten nicht recht machen können — und den Börsianern auf Dauer auch nicht.
Der Handelskrieg zwischen China und den USA ist ein möglicher Auslöser der nächsten Krise, aber er ist nicht der einzige.
International

„Das ist Geldpolitik für Bananenrepubliken“

Wirtschaftsforscher suchen fieberhaft nach der nächsten Rezession. Wichtiger sei die Frage, wie die Länder noch reagieren können, sagt der Ökonom Stefan Legge. Denn Politik und Notenbanken haben ihr Pulver weitgehend verschossen.
Die Bilanz

Warum eine Rezession droht

Das globale Konjunkturproblem hat drei Namen: Donald Trump und Boris Johnson schwächen den Welthandel, Angela Merkel lässt Deutschland in wirtschaftspolitischer Agonie versinken.
Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole wird es am Freitag geben.
International

Auf zur Rettung der Weltwirtschaft

Notenbanker besprechen in Jackson Hole die Gefahr einer Rezession, alle warten gebannt auf die Rede von Fed-Chef Jerome Powell. Auch US-Präsident Donald Trump.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.