120. Verhandlungstag

Buwog-Prozess: Das einzige Geständnis wackelt

BUWOG-GRASSER-PROZESS: HOCHEGGER
BUWOG-GRASSER-PROZESS: HOCHEGGERAPA/HERBERT NEUBAUER / APA-POOL
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Der Ex-Lobbyist und nunmehrige Mitangeklagte Peter Hochegger will von einem Bankberater erfahren haben, dass Grasser einen Teil der Buwog-Provision kassierte. Der genannte Bankberater bestreitet aber alles.

Wien. Fast zwei Jahre ist es her, dass ein Mitangeklagter des Buwog-Prozesses ein Teilgeständnis abgelegt hat. Die Rede ist vom Ex-Lobbyisten Peter Hochegger. Dieser hatte – als einziger von allen 13 Angeklagten – nicht nur sich selbst sondern auch den Hauptangeklagten Karl-Heinz Grasser schwer belastet. Am Dienstag hörte sich alles ganz anders an.

Nein, Hochegger widerrief sein Geständnis nicht. Er war gar nicht anwesend. Der 70-Jährige ließ sich wegen der Folgen einer Hüftoperation entschuldigen. Dafür trat jener Liechtensteinische Bankberater als Zeuge auf, von dem Hochegger das Geheimnis eines Geldflusses, 2,4 Mio. Euro, an den früheren Finanzminister erfahren haben will. Christoph W. sagte unter Wahrheitspflicht (eine solche gilt für Angeklagte freilich nicht), er habe Hochegger keineswegs irgendetwas über Grasser erzählt.

Zur Erinnerung: Hochegger (er kassierte selbst einen Teil der Buwog-Provision) will 2005 im Wiener City-Hotel Kaiserin Elisabeth von W. eingeweiht worden sein. W. habe ihm einen Zettel gezeigt. Darauf sei dreimal das Kürzel KNR. (Kontonummer) gestanden. Unter zwei Konten seien Namen (Karin, Natalie) gestanden. Unter einem sei nichts gestanden. „Das gehört Eurem Partner, dem Herrn Grasser“, habe W. gesagt.

„Nicht so einen Zettel gezeigt“

Richterin Marion Hohenecker zum Zeugen: „Hat es diesen Vorfall mit dem Zettel gegeben, ja oder nein?“ Antwort: „Nein.“ W.: „Es gab ein Gespräch mit Hochegger, aber ich habe ihm sicher nicht so einen Zettel gezeigt.“

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ordnet das Karin-Konto dem mitangeklagten Immobilienmakler Ernst Plech zu. Das Natalie-Konto wiederum sei dem mitangeklagten Ex-FPÖ-Mann (und Grasser-Trauzeugen) Walter Meischberger – und das namenlose Konto dem früheren Finanzminister zuzuordnen. Grasser und Plech bestreiten das. Meischberger sagt, alle drei Konten hätten ihm gehört. Er habe darauf seine Buwog-Provision verteilt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2019)

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