Mikl-Leitner und Schützenhöfer "ganz deutlich" für Masern-Impfpflicht

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-LeitnerClemens Fabry
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Die beiden ÖVP-Landeshauptleute wagen einen neuen Vorstoß für eine im Mutter-Kind-Pass vorgeschriebene Masernimpfung.

Die steigende Zahl an Masernfällen bringt die Diskussion über die Einführung einer Impfpflicht in Österreich neuerlich aufs Tapet. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Steiermarks Landeschef Hermann Schützenhöfer (beide ÖVP) sprachen sich in den Nachrichten im ORF-Radio am Freitagmorgen klar dafür aus.

„Masern können lebensgefährlich sein und deshalb trete ich auch ein für eine verpflichtende Masernimpfung“, sagt Mikl-Leitner. Amtskollege Schützenhöfer pflichtet bei: „Wir haben geglaubt das ist überwunden, es ist nicht überwunden, daher bin ich ganz deutlich für eine Impfpflicht.“ Denkbar sei eine solche durch eine Verankerung im Mutter-Kind-Pass. Dort könne die Impfpflicht festgeschrieben werden. Mit dieser Idee sind die ÖVP-Gesundheitslandesräte aus Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich im Mai dieses Jahres schon einmal auf politischer Ebene gescheitert.

Skeptisch bezüglich einer Impfpflicht äußerte sich gegenüber dem ORF das Büro von Salzburgs ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer - das Land wolle mehr auf Aufklärung, Überzeugungsarbeit und positive Anreizsysteme setzen. Einige Vertreter SPÖ-regierter Länder können der Pflicht ebenfalls nichts abgewinnen, auch FPÖ und Neos äußerten sich ablehnend. Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil (SPÖ) schloss sie hingegen nicht aus. 

Durchimpfungsrate von 83 Prozent ist zu niedrig

Erst gestern, Donnerstag, beklagten der Arbeiter-Samariter-Bund und die Österreichische Ärztekammer das mangelnde Impfbewusstsein der Österreicher. Um eine Impfpflicht werde man nicht herumkommen, hieß es in einer Aussendung, die im österreichischen Impfplan vorgeschriebenen Gratisimpfungen sollten verpflichtend gemacht werden.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres kritisierte, dass die Durchimpfungsrate speziell bei Masern in Österreich viel zu gering sei. Je weniger Menschen geimpft seien, umso größer sei das Risiko, dass Infektionskrankheiten, die praktisch ausgestorben waren, wieder aufflammten. Bei Masern gebe es in Österreich eine Durchimpfungsrate von 83 Prozent. Notwendig aber wäre eine Rate von 95 Prozent, damit auch Menschen geschützt sind, die nicht geimpft werden könnten, etwa Säuglinge oder kranke Menschen.

Auch bei Mumps, Tetanus, Grippe oder Pneumokokken sei ein abnehmender Impfschutz in der Gesamtbevölkerung erkennbar. "Uns ist bewusst, dass das Kapitel Impfpflicht ein sehr heikles Thema ist. Meine persönliche Meinung ist aber, dass wir wahrscheinlich von einer Impfpflicht nicht Abstand nehmen können, weil jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft auch Verantwortung für die Gesamtgesellschaft hat", meinte Bundeschefarzt des Samariterbundes, Michael Gruska. Alle Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, hätten hier besondere Vorbildfunktion und sollten über optimalen Impfschutz verfügen.

Deutschland: Strafen bis zu 2500 Euro drohen

Im Nachbarland Deutschland ist die Impfpflicht seit Sommer beschlossene Sache. Ab März 2020 müssen Eltern dort vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kindertagesstätte oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind. Es sollen Strafen bis zu 2500 Euro drohen.

>>> Bericht in den „Ö1"-Nachrichten

(j.n.)

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