TV-Notiz

"Moralischer Totalversager": Filzmaier zu Strache "Im Zentrum"

Politik und Moral als Diskussionsthema. Gibt was her, wenn ehemalige Vizekanzler zu Gast ist.
Politik und Moral als Diskussionsthema. Gibt was her, wenn ehemalige Vizekanzler zu Gast ist.
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Schon die Besetzung der Diskussionsrunde am Sonntagabend im ORF versprach einiges: Strache, Peschorn, Griss und Filzmaier waren zu einem Gespräch geladen. Es wurde moralisch.

Was sich alles ändern kann in einem Jahr. Zwölf Monate ist es her, dass man Heinz-Christian Strache in einem tief ausgeschnittenen Shirt in einer Villa auf Ibiza sah, an seiner Seite Johann Gudenus. Danach passierte viel, sehr viel. Und nun sieht man den ehemaligen FPÖ-Chef in den Startlöchern zur Wien-Wahl. Er nutzt die Aufmerksamkeit durch den Jahrestag, um seine neue Partei bzw. Bewegung vorzustellen. Auch ein sonnig-strahlendes Coverbild der „Kronen Zeitung“ bekam er.

Wie muss, wie soll man nun mit Strache umgehen? Seine Einladung zur Diskussionssendung "Im Zentrum" wurde gestern auf Twitter recht scharf kritisiert, denn man dürfe Strache "keine Bühne geben". Wohl frei nach dem Motto: Wenn wir unsere Augen (jedenfalls aber die Fernsehstudios) ganz fest schließen, dann gibt es auch keine Politiker wie Strache mehr. Doch geht es nicht vielleicht mehr um das „Wie“ bei der Darstellung? Schließlich steht der Möglichkeit, die Augen zu schließen, auch die Option gegenüber, den Mund aufzumachen. Und die nutzten die Diskutanten für viele Aussagen, die für Strache wirklich schmerzhaft gewesen sein mussten. (Wenngleich seine Gefühlslage wohl breiten Raum für Spekulationen bietet.) Ungewohnt emotional: Der wortgewaltige Politikwissenschaftler Peter Filzmaier.

Man könne im Detail trefflich darüber streiten, was anständig und was unanständig ist. "Dass aber ein moralischer Totalversager in Ibiza und anderswo auftritt (...), das ist wohl für alle klar." Machiavelli sehe Politiker als selbstsüchtig, hinterlistig, heuchlerisch und habgierig, sagte Filzmaier weiter. Jeder Politiker müsse jeden Tag vor dem Spiegel entscheiden, ob er sich angesprochen fühle. (Der Seitenblick zu Strache war nur ein gefühlter.) Er sei nicht so pessimistisch wie Machiavelli, meinte Filzmaier, er glaube an einen allgemeinen Grundkonsens, was moralisches Handeln betrifft. Betrugsabsicht und Täuschungsabsicht gehörten nicht dazu. Und zur Unsitte, mit einem "die anderen machen das doch auch" zu argumentieren, bemühte er das Tierreich: "Ich kann jede Schweinerei dieser Welt rechtfertigen, wenn ich irgendwo anders ein Schwein finde, das das auch anstellt."

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