Grand Old Party

Die Trumps rufen alle Republikaner zu den Fahnen

Präsidentensohn Eric Trump, seine Frau, Lara, und Rechtsberater Rudy Giuliani.
Präsidentensohn Eric Trump, seine Frau, Lara, und Rechtsberater Rudy Giuliani.REUTERS
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Die ganze Partei soll Donald Trumps Vorwurf des Wahlbetrugs nachbeten. Die Basis tut es bereitwillig, anderswo aber gibt es bereits Absetzbewegungen.

Washington/Wien. Die Stimmung im Weißen Haus war zuletzt gedämpft und nervös, verlautete es aus dem Inneren der amerikanischen Machtzentrale. Nicht wie sonst, wenn der energiegeladene Amtsinhaber wie ein ewiger Sieger durch die Räume spurtet. Nein, Donald Trump sitze allein im Speisesaal neben seinem Büro und starre auf die Nachrichtensendungen der TV-Kanäle, berichten Insider.

Nur manchmal, wie am Donnerstagabend, reißt er sich zusammen, tritt vor die Medienleute, um seine Gardinenpredigt seit der Wahlnacht zu wiederholen: Alles Schwindel, alles Betrug, die Demokraten versuchen ihm den Sieg bei der Präsidentschaftswahl zu stehlen. Doch Trump wirkte abgekämpft, er las seine Vorwürfe wie eine Litanei vom Zettel und konkrete Beweise für seine Anschuldigungen blieb er wieder schuldig. Die drei TV-Stationen ABC, CBS und NBC wollten keine Transmissionsriemen für diese Irreführung des Landes abgeben und brachen ihre Liveübertragung ab.

Dem Präsidenten, der im Weißen Haus bleiben will, schwimmen die Felle davon. Donald Trump weiß es, und seine engsten Angehörigen wissen es auch. Die Äpfel fallen nicht weit vom Stamm, und so forderte Donald Trump junior am Donnerstag seinen Vater zum „totalen Krieg“ um den Sieg bei dieser Präsidentschaftswahl auf. „All der Betrug und die Schummeleien“ gehörten offengelegt. „Es ist an der Zeit, dieses Schlamassel zu beendigen und nicht mehr wie eine Bananenrepublik dazustehen.“

Trumps Apostel sind aufgewacht

Sohn Eric hat offenbar die Aufgabe, die eigene Partei zu mobilisieren: „Wo sind die Republikaner“, twittert er – und sein Ruf zu den Fahnen klang fast schon verzweifelt. „Habt doch ein bisschen Rückgrat. Kämpft gegen diesen Betrug. Unsere Wähler werden nie vergessen, dass ihr euch wie Schafe verhaltet.“

Klar, dass Trumps Vize, Mike Pence, verstand, was läuft, sogleich versicherte er dem Präsidenten seinen Rückhalt: „Wir müssen jede legale Stimme zählen.“ Legal schreibt er in Großbuchstaben – soll heißen: Die angeblich illegalen Briefwahlstimmen sollen nicht mehr ausgezählt werden. Auch andere bekannte Trumps-Apostel wie der gerade wiedergewählte Senator Lindsey Graham und der Rabaukensenator aus Texas, Ted Cruz, wachten auf. Graham spendet eine halbe Million Dollar an den Rechtshilfefonds des Präsidenten, aus dem die Klagen gegen die Wahlergebnisse finanziert werden. Cruz, der sich zunächst still verhalten hatte, wütete auf Fox News: „Der Präsident ist wütend, ich bin wütend und die Wähler sollten auch wütend sein.“

Mary Trump hingegen, die Nichte Trumps, promovierte Psychologin und Verfasserin eines kritischen Buches über ihren Verwandten, kommentierte das bizarre Schauspiel im Weißen Haus: „So sieht es halt aus, wenn ein Verlierer verliert.“ Trump hatte im Wahlkampf offen zugegeben, dass er ein schlechter Verlierer sei. Und da hatte er einmal keine Fake News verbreitet.

Die Basis steht weiter zu Trump

Inzwischen mehrt sich aber die Zahl jener Republikaner, die Trumps Diskreditierung und Kompromittierung eines demokratischen Wahlprozesses nicht mitmachen wollen, darunter auch frühere Mitarbeiter des Präsidenten. Ex-Sicherheitsberater John Bolton zum Beispiel erklärte im ZDF, es gebe keine Hinweise auf Wahlbetrug. Was Trump mache, sei „unverantwortlich und beispiellos“. Für ihn wie andere Republikaner sei unerträglich, dass es Trump einfach nicht gelinge, seine eigenen Interessen von denen des Landes zu trennen.

Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, der ein gutes Verhältnis zu Trump hat, sieht keine Grundlage für den Vorwurf der Wahlfälschung: „Man muss abwarten, dass ein Prozess zu seinem Ende kommt, ehe man urteilt, dass er falsch gelaufen sei.“ Der republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger aus Illinois postulierte: „Hören Sie auf, Falschinformationen zu verbreiten. Das wird langsam verrückt.“ Auch Senator Pat Toomey aus Pennsylvania erklärte: „Mir ist kein nennenswertes Ausmaß von Betrug bekannt.“ Mitt Romney, republikanischer Präsidentschaftskandidat von 2012 und jetzt Senator aus Utah, ist ohnehin ein Widersacher Trumps und hat ihn nicht gewählt.
Wie immer das Wahldrama noch enden wird, Trumps frühere Sprecherin Sarah Huckabee Sanders ist überzeugt, dass ihr einstiger Chef der „Führer der Partei“ bleiben werde. Tatsächlich ist die Unterstützung für Trump an der republikanischen Basis weiterhin überwältigend. Diese Basis glaubt auch der Behauptung Trumps, dass ihm die Wahl gestohlen worden sei, umso mehr wird sie sich politisch engagieren, umso mehr wird sie auf die gesamte Partei ausstrahlen und sie weiter auf Kurs „Trumpismus“ halten – und nicht in Richtung einer gemäßigt konservativen Partei.

Schon wird spekuliert, dass Trump nach einer Niederlage dann eben 2024 erneut antreten wird; oder dass es einer seiner Söhne versuchen wird, die Geschmack an rechtspopulistischer Politik gefunden haben. Trump wird wohl aus dem Weißen Haus ausziehen müssen – in der amerikanischen Politik wird er ein Fixpunkt bleiben.

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