Coronavirus

Sensationsnews zu Impfstoff lassen Börsen explodieren

Archivbild
ArchivbildAPA/AFP/JUNG YEON-JE
  • Drucken

Gute Daten zur Wirksamkeit eines Corona-Impfstoffkandidaten lassen Tourismusaktien und Ölpreis hochschießen, wie man es kaum je gesehen hat. Vor allem Aktien der monatelang am meisten belasteten Branchen gehen durch die Decke. Aber es gibt auch große Verlierer.

Die Krise ist zwar noch längst nicht vorbei, es ist aber ein Ende absehbar. Das glauben jedenfalls die Börsen. Das Schauspiel, das sich am Montagnachmittag bot, hatte die Welt schon lange nicht mehr gesehen. Der deutsche DAX fuhr zeitweise um fast sechs Prozent in die Höhe, der ATX um über acht. Und auch der US-amerikanische Dow Jones notierte vorbörslich um mehr als fünf Prozent im Plus. Erfolgversprechende Daten zur Wirksamkeit eines Corona-Impfstoffkandidaten haben die Aktien, die nach dem Sieg des US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden bereits freundlich in den Tag gestartet waren, mit einer ungewöhnlichen Wucht und Geschwindigkeit nach oben getrieben.


Den gestern vorgelegten Studiendaten zufolge bietet bietet die Impfung des deutschen Biotech-Unternehmens Biontech in Kooperation mit dem US-Pharmakonzern Pfizer einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Biontech und Pfizer wollen voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.


Die Aktie von Biontech selbst sprang gestern um ein Viertel in die Nähe ihres Allzeithochs vom Frühjahr. Das Papier von Pfizer um 13 Prozent. Auch die Aktien jener anderen Impfstoffentwickler, die mit ihrem Impfstoff weit fortgeschritten scheinen – das US-Unternehmen Moderna oder der Börsenneuling Curevac –, zogen an.

Lufthansa und Do&Co steigen


Wie die Gesellschaft insgesamt, so hat auch der Markt nach Fortschritten bei Impfstoffen gelechzt, sind sie doch die Voraussetzung dafür, dass es künftig zu keinen Lockdowns mehr kommt und die wirtschaftliche Erholung, die gerade wieder ins Stocken gerät, doch an Fahrt gewinnt.
Eine Ahnung davon, wer die wirtschaftliche Erholung besonders braucht und von ihr entsprechend profitieren würde, lieferten die Aktien der Tourismus- und der Flugbranche, die zwischenzeitlich durch die Bank um mehr als 20 Prozent hochschnellten. Bei der Lufthansa betrug das Plus zeitweise 30 Prozent, bis die Aktie einen Teil der Zugewinne wieder abgab. Auch der Flugzeugbauer Airbus verteuerte sich zeitweise um ein Fünftel. Die Aktien des Cateringunternehmens Do&Co schossen um bis zu 38 Prozent in die Höhe.


Auch der Ölpreis stieg um neun Prozent, der Preis der Krisenwährung Gold lag am Nachmittag dagegen vier Prozent im Minus. Zudem trennten sich die Anleger massiv von jenen Aktien, die vom Lockdown profitiert hatten: Die Papiere der Essenszusteller Delivery Hero und Hellofresh oder des Online-Videodienstes Netflix gaben deutlich nach. Auch der Onlinehändler Amazon, die Internet-Apotheke Shop Apotheke sowie der Softwarekonzern Teamviewer (der bei der Vernetzung im Homeoffice eine große Rolle spielt) mussten Federn lassen.

Übertreibung oder Rückkehr zur Normalität

Übertreiben die Börsen, oder ist das endlich die langersehnte Rückkehr zur Normalität? Es ist wohl beides. An den gegenwärtigen Lockdowns und den wirtschaftlichen Schäden wird der Impfstoff wohl nichts mehr ändern. Bis er auf den Markt kommt und die Weltbevölkerung durchgeimpft ist, könnte es noch eine Weile dauern. Dennoch: Ein Ende der Krise scheint nun absehbarer, und das feierten die Marktteilnehmer am Montag.

Digitalisierung wird bleiben


Das Rad der in der Coronakrise beschleunigten Digitalisierung wird allerdings nicht mehr ganz zurückgedreht werden. Home-Office funktioniert und wird zumindest teilweise bleiben. So manche (internationale) Konferenz wird auch künftig im Internet stattfinden, und Zusteller, Onlinehändler und Zahlungsdienstleister haben in der Krise neue Kunden gewonnen, die ihnen nicht mehr alle den Rücken kehren werden. Der Abgesang auf Krisenaktien wie Netflix oder Amazon dürfte daher verfrüht sein.

Mitreden

Hat Österreich das Coronavirus noch im Griff? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: Free influenza vaccination programme in Vienna
Coronavirus

Impfstoff: EU-Vertrag mit Pfizer-Biontech "in trockenen Tüchern"

Die EU schließt einen Liefervertrag mit den Produzenten des erfolgversprechenden Corona-Impfstoffs, Pfizer und Biontech, ab.
Archivbild
Coronavirus

Pfizer und Biontech offenbar vor Durchbruch bei Corona-Impfstoff

Die vom deutschen Unternehmen Biontech gemeinsam mit Pfizer entwickelte Impfung biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19, teilte Biontech mit. Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert worden.
Irgendwann im kommenden Jahr soll es einen Impfstoff gegen Covid-19 geben, so die Hoffnung. Doch wer bekommt ihn als Erster?
Coronavirus

Wer erhält den Impfstoff gegen das Coronavirus?

Der Impfstoff gegen den Erreger Sars-CoV-2 soll die aktuelle Krise beenden. Von der Art der Verteilung des Serums wird es aber abhängen, wie die Welt nach der Krise aussieht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.