Mit einem wohl erzwungenen Geständnis von Roman Protassewitsch verrät das Minsker Regime seine Methoden. Warum ist ihm der Aktivist eine Flugzeugentführung wert gewesen?
Wenn das angebliche Schuldgeständnis von Roman Protassewitsch irgendetwas beweist, dann die Perfidie des belarussischen Regimes. Minsk hat auf einem Telegram-Kanal einen Clip veröffentlichen lassen, in dem sich der 26-jährige Blogger geständig zeigt. Protassewitsch spult offensichtlich vorgegebene Sätze ab: Er verspricht die Zusammenarbeit mit den Ermittlern und gibt zu, „dass ich Massenunruhen in Minsk organisiert habe“. Er befindet sich seiner Aussage zufolge im Untersuchungsgefängnis Nummer 1 im Zentrum von Minsk. Die Behörden würden sich „maximal korrekt und gesetzeskonform“ verhalten, er habe keinerlei Probleme. Protassewitschs Gesicht wirkt aufgedunsen, ein dunkler Fleck ist darauf zu sehen. Wurde er etwa geschlagen?
Solche Bekenntnisse kommen normalerweise durch Druck, Einschüchterung und physische Gewalt zustande. Es sind Methoden, die an dunkle Sowjetzeiten erinnern. Der belarussische KGB wendet sie noch heute an. Und will damit zeigen: Protassewitsch, Oppositionsaktivist und früherer Chefredakteur des populären Telegram-Kanals Nexta, ist gebrochen. Auch Swetlana Tichanowskaja musste einst in einem unwürdigen Clip ihre Niederlage bei der Präsidentenwahl eingestehen und ihren Rückzug erklären.