Coronavirus-Varianten können nur mittels PCR-Tests entdeckt werden. Doch 90 Prozent aller PCR-Tests in Österreich werden in Wien durchgeführt.
Die Sorge über die gefährliche Delta-Variante steigt nun auch in Österreich. Erkennbar sind Mutationsvarianten des Coronavirus wie die Delta-Variante allerdings nur mittels PCR-Test. Im Moment kommen diese aber nur in Wien großflächig zum Einsatz. Von 77.464 am Donnerstag durchgeführten PCR-Tests in Österreich stammten gleich 69.505 aus der Bundeshauptstadt - also knapp 90 Prozent. Aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrates Peter Hacker (SPÖ) kam nun die Anregung, diese Tests zumindest auch in den größeren Städten am Land anzubieten.
"Der Vorteil des Tests ist klar: Er ist sehr präzise und entdeckt Infektionen schon frühzeitig noch vor Symptombeginn", sagte Hacker-Sprecher Mario Dujakovic. Antigen-Schnelltests schlagen hingegen erst an, wenn das Infektionsgeschehen eine gewisse Intensität erreicht hat. Menschen, die infiziert sind, aber noch keine Symptome haben, werden oftmals nicht als Betroffene erkannt.
45 Prozent asymptomatisch
In Wien sind derzeit etwa 45 Prozent der positiven Fälle asymptomatisch. "Ein Antigen-Test würde bei den Fällen nicht bzw. viel weniger anschlagen. Damit hätten wir nicht nur diese Infektionsketten nicht unterbrochen, sondern würden bei 45 Prozent auch keine Informationen zu den Virusvarianten erhalten", so Dujakovic.
In Österreich gibt es bisher zwar nur sehr kleine Häufungen der Delta-Variante, international ist die Situation aber ernster: In Großbritannien sind etwa bereits 90 Prozent der neuen Fälle der neuen Variante zuzurechnen. Zudem ist die Delta-Variante auch wesentlich ansteckender. Die derzeitige Situation sei ähnlich wie im ersten Quartal dieses Jahres, als die B.1.1.7-Variante dominant wurde. "Wir haben keine Übersicht über die Verteilung in Österreich", so Dujakovic.
Genau hier hätten die PCR-Tests gegenüber Antigen-Tests einen weiteren entscheidenden Vorteil: Wenn diese positiv sind, können PCR-Tests umgehend auf Virusvarianten geprüft und auch sequenziert werden. Bei einem positiven Antigen-Test muss hingegen - sofern nicht einfach nur eine Quarantäne verhängt wird - ein weiterer PCR-Test gemacht und ausgewertet werden, was bis zu 14 Tagen dauern kann. "Wir verlieren wertvolle Zeit", sagte Dujakovic.
Dass im ländlichen Raum großflächige PCR-Tests wie in Wien, wo die Proben unter anderem in Supermärkten und Drogerien abgegeben werden können, schon rein durch die Infrastruktur nicht immer umsetzbar sind, ist klar. Aber in größeren Städten sollte dies kein Problem sein, wie es seitens des Hacker-Büros hieß. "Das würde schon einen besseren Überblick geben." Es müsse jedenfalls vermieden werden, dass die Lockerungen im Herbst wieder rückgängig gemacht werden könnten.
Tirol: Mehr PCR-Tests gefordert
Diesen Gedanken hat man nicht nur in Wien: Der Tiroler Neos-Klubchef Dominik Oberhofer hat eine Anpassung der Teststrategie des Landes gefordert. Statt auf Antigen-Tests solle daher großflächig auf PCR-Tests gesetzt werden. Auch die SPÖ Tirol forderte, dass wie in Wien niederschwellige PCR-Gurgeltest-Angebote geschaffen werden.
Erst Donnerstagabend erging der Aufruf des Landes an die Bevölkerung von neun Gemeinden im Umkreis von Innsbruck, dass sie einen PCR-Test machen sollen. Zumindest drei von derzeit elf aktiv positiven Delta-Fällen konnten keiner Infektionsquelle zugeordnet werden. Diese Maßnahme war für Oberhofer aber nicht ausreichend, denn nur punktuelle Testungen seien zu wenig. Das Angebot der Antigen-Tests würde er dagegen einschränken: "Mittlerweile sind die Selbsttests völlig ausreichend, wir müssen uns jetzt auf die PCR-Tests konzentrieren", meinte er.
(APA/red.)