Diplomatie

Außenministerium: Einigung auf Belarus-Sanktionen

(c) imago images/Scanpix (Darius Mataitis via www.imago-images.de)
  • Drucken

Erst soll die österreichische Regierung laut EU-Diplomaten die Maßnahmen gegen das Regime von Alexander Lukaschenko blockiert haben, jetzt habe man sich auf neue Sanktionen geeinigt.

Die EU-Staaten haben sich laut dem Außenministerium in Wien auf Wirtschaftssanktionen gegen Belarus verständigt. Die am Freitag erzielte Einigung trifft EU-Kreisen zufolge den Öl- und Gasbereich, die Telekommunikation, die Kali- und Phosphatherstellung und Tabakprodukte. Auch ein Waffenexportverbot und Restriktionen im Finanzsektor sind vorgesehen. Die Finanzsanktionen waren bis zuletzt umstritten. Auch weil Österreich laut EU-Diplomaten dabei gebremst haben soll.

Konkret sehen die Restriktionen EU-Kreisen zufolge im Finanzsektor nun vor: Keine neuen Kredite, ein Wertpapierhandelsverbot und ein Verbot von Investmentservices sowie ein weitgehendes Verbot von Exportkrediten. "Es war von Anfang an unser erklärtes Ziel, das verhindert werden muss, dass Privateinlagen von diesen Sanktionen betroffen sind", hieß es dazu aus dem Außenministerium.

Bedenken wegen Banken

Zuvor hatte ein Bericht des Nachrichtenportals "Politico" für Aufsehen gesorgt. Unter Berufung auf drei EU-Diplomaten schrieb das Medium am Donnerstag, Österreich sei bei einer relevanten Arbeitssitzung am Mittwoch bei Restriktionen im Finanzbereich auf die "Bremse gestiegen". Wien habe wegen des starken Engagements seiner Banken in Belarus Bedenken, meldete die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf EU-Diplomaten. Auch gegenüber der „Presse“ bestätigten zwei EU-Diplomaten die Blockadehaltung Österreichs. Das Außenministerium stritt das bereits am Donnerstag ab.

Österreich zählt in dem osteuropäischen Land zu den größten Investoren hinter Russland, das liegt vor allem am Engagement der Raiffeisen Bank International (RBI) und von A1. Laut Wirtschaftskammer Österreich sind in Belarus rund 80 heimische Unternehmen mit Kapitalbeteiligungen engagiert.

Wichtig sei, dass "die belarussische Bevölkerung nicht zur Zielscheibe von Wirtschaftssanktionen wird", betonte das Außenministerium in Wien. Es wies Vorwürfe, es würde Geschäftsinteressen über Menschenrechte stellen, als "absurd" zurück.

Kritik von belarussischer Opposition

Kritik kam unterdessen vonseiten der belarussischen Opposition und der Opposition in Österreich. "Jetzt sieht es so aus, dass Österreich Geschäftsinteressen über Menschenrechte stellt", erklärte der im Warschauer Exil lebende belarussische Ex-Kulturminister Pawel Latuschko am Freitag der APA. Er unterstrich die Relevanz weiterer Sanktionen: "Für uns sind sie eine der letzten Chancen, die Repressionswelle aufzuhalten und die Freilassung von politischen Gefangenen zu bewirken", sagte er.

Ähnliche Kritik äußerte am Freitag auch von SPÖ-Vizeklubchef und Europasprecher Jörg Leichtfried, der sich auch um den außenpolitischen Ruf Österreichs sorgte. NEOS-Außenpolitiksprecher Helmut Brandstätter warf der ÖVP aufgrund der starken Präsenz der ÖVP-nahen Raiffeisen Bank am belarussischen Markt vor, "Klientelpolitik über Menschenrechte" zu stellen.

Belarus hatte Ende Mai eine Ryanair-Maschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Dort wurden der im Exil lebende Oppositionelle Roman Protassewitsch und seine aus Russland stammende Freundin Sofia Sapega festgenommen. Die EU-Staaten haben deshalb bereits ein Flugverbot für Maschinen aus Belarus verhängt.

Wie die EU-Botschafter am Mittwoch beschlossen, sollen wegen des Vorfalls zudem sieben belarussische Verantwortliche mit Einreise-und Vermögenssperren belegt werden. Der Beschluss soll am Montag am Rande des Außenministertreffens formal in Kraft gesetzt werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Roman Protassewitsch
Belarus

Protassewitsch unter Hausarrest

Wende im Fall des Bloggers, den das Regime nach Zwangslandung in Minsk verhaftet hatte: Er wurde vom KGB-Gefängnis in eine überwachte Wohnung transferiert.
Belarus

Blogger Protassewitsch und Freundin nun im Hausarrest

Der Demokratie-Aktivist durfte überraschend das Gefängnis verlassen.
MINSK, BELARUS - MAY 28, 2021: Belarus President Alexander Lukashenko holds a meeting with the heads of delegations to a
Sanktionen

Belarus: Lukaschenko besuchte österreichische Firma, Kritik aus Wien

Der belarussische Präsident besuchte einen Betrieb der österreichischen Firma Kronospan in Belarus. Das Außenministerium in Wien bezeichnete das als Instrumentalisierungsversuch. Die holzverarbeitende Industrie ist nicht von EU-Sanktionen betroffen.
Analyse

Das Feilschen um die österreichischen Interessen in Belarus

Österreich hat mit seiner Position zu den Sanktionen gegen Belarus international Kritik geerntet. Dabei hat die Regierung nur so agiert, wie es Deutschland schon immer getan hat.
Belarusian Community Protest In Amsterdam The Belarusian community in The Netherlands is walking around the center of Am
EU-Sanktionen

Eine Fußnote brach Österreichs Belarus-Blockade

Die Außenminister der Union geben grünes Licht für die Isolation von Wirtschaftssektoren, die das Lukaschenko-Regime finanzieren. Beim Finanzsektor gab Österreich erst nach einer Klausel ohne Rechtskraft nach.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.