ORF-Wahl: Ausschreibung für den Chefposten angelaufen

Bewerbungen müssen bis spätestens 28. Juli bei Vorsitzenden Norbert Steger einlangen. Bisher kündigte nur Wrabetz seine Kandidatur an.

Der Stiftungsrat hat nun offiziell die Suche nach dem künftigen ORF-Generaldirektor gestartet. Im "Amtsblatt zur Wiener Zeitung", der "Presse", dem "Standard", der "Neuen Zürcher Zeitung", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sowie auf der ORF-Homepage wurde nun der Posten des Generaldirektors für eine fünfjährige Funktionsperiode ab 1. Jänner 2022 ausgeschrieben.

Bewerbungen müssen bis spätestens 28. Juli, 24.00 Uhr, beim Vorsitzenden des Stiftungsrats, Norbert Steger einlangen. Dabei sind Bewerbungen von Frauen laut der Ausschreibung "besonders erwünscht". Gefordert werden umfassende Kenntnisse über Unternehmensführung, elektronische Medien einschließlich deren programmlicher und wirtschaftlicher Grundlagen sowie die rechtliche Stellung und die Aufgaben des ORF. Darüber hinaus wird ein Konzept zur mittel- und langfristigen Entwicklung des ORF verlangt. Die Bewerbung muss zudem einen Vorschlag für die Geschäftsverteilung aufweisen. Konkret geht es um die Anzahl und die Geschäftsbereiche der Direktionen.

Öffentliche Präsentation der Kandidaten

Am 10. August soll es im obersten ORF-Gremium ein nicht-öffentliches Hearing mit den Bewerbern geben, im Anschluss daran wählt der 35-köpfige ORF-Stiftungsrat den neuen Generaldirektor. Ein paar Tage zuvor hat der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz eine öffentliche Präsentation der Kandidaten in ORF III geplant.

Verhandelt und entschieden wird freilich hinter den Kulissen – vor allem von und mit der ÖVP, die die Wahl aufgrund der bürgerlichen Mehrheit im Stiftungsrat entscheiden kann. Sein Verhältnis zu Kurz beschreibt Wrabetz als "ganz normale, professionelle Zusammenarbeit", die im vergangenen Jahr "etwas intensiver ausgefallen ist, weil es darum ging, das Land medial gut durch die Pandemie zu führen".

Wird Wrabetz bestellt, würde er einen Rekord aufstellen – als am längsten amtierender ORF-Chef. Er gilt zwar als SPÖ-nahe, hat sich aber als wendig erwiesen und kann eine solide ORF-Bilanz verzeigen. Schon länger wird spekuliert, die ÖVP könnte Roland Weißmann ins Rennen schicken. Er kann als Chefproducer TV, Vizefinanzdirektor, ORF.at-Geschäftsführer und Leiter des Player-Projekts auf viel ORF-Erfahrung verweisen. Ein Punkt auf dem Weg zu mehr Fifty-Fifty wäre Lisa Totzauer, die als ÖVP-nah gilt und als ORF-1-Managerin derzeit eine der herausforderndsten Aufgaben im ORF zu bewerkstelligen hat.

Interview

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Die Liste der im Namedropping Genannten reicht von der langjährigen Österreich-Werbung-Chefin Petra Stolba bis zu A1-Vorstandschef Thomas Arnoldner. Wobei ORF-Insider im Vorteil sind. Genannt werden auch Programmdirektorin Kathrin Zechner, ORF-2-Chef Alexander Hofer, ORF-III-Chef Peter Schöber, ORF-On-Chef Thomas Prantner. Es gilt nicht nur, einen Generaldirektor zu bestellen, sondern in der Folge auch bis zu vier Direktoren und neun Landesdirektoren. Auf internationale Bewerbungen wartete man schon bei früheren ORF-Wahlen vergeblich. Zu niedrig ist im Vergleich das Gehalt, zu lästig die Politik. Einzig Matthias Settele, Geschäftsführer des slowakischen Markiza-TV, wird hier genannt.

Vertreter der Parteien

18 Stimmen sind für eine Mehrheit notwendig. Die Mitglieder des Gremiums werden von Regierung, Parteien, Bundesländern, ORF-Publikumsrat und Betriebsrat beschickt und sind - abgesehen von wenigen Ausnahmen - in parteipolitischen "Freundeskreisen" organisiert.

Die ÖVP kann derzeit auf 16 ihr nahestehende Vertreter zählen, mit weiteren zwei bis drei türkis-nahen unabhängigen Räten kommt sie auf eine Mehrheit im obersten Gremium. Die SPÖ ist mit fünf, die FPÖ mit vier und die Grünen mit drei Gremienmitgliedern vertreten. Die Neos stellen eine Rätin. Der einst von den Freiheitlichen bestellte und später von der SPÖ-geführten Landesregierung verlängerte Kärntner Stiftungsrat Siggi Neuschitzer gehört keinem "Freundeskreis" an. Komplettiert wird die Runde durch fünf Unabhängige, bestehend aus drei Betriebsräten und zwei von der türkis-grünen Regierung gemeinsam nominierten Personen.

(APA/red.)

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