Wie wird man Generaldirektor? Wer den ORF leiten will, muss dessen Stiftungsrat überzeugen. Und die Mehrheit seiner „Freunde“ im Hintergrund.
1964 wurde eine Revolution angekündigt: 52 Zeitungen initiierten ein Volksbegehren zur Rundfunkreform in Österreich. Sie sollte den Monopolbetrieb vom Zugriff der Parteien befreien. In der Zweiten Republik war bis dahin alles Staatliche dem Proporz unterworfen. ÖVP und SPÖ machten untereinander sämtliche relevanten Posten aus, auch bei Radio und Fernsehen, das nach und nach zum Leitmedium wurde.
War das Volksbegehren, das 832.353 Menschen unterschrieben, auch erfolgreich? Ja und nein. Es führte zwar zur geforderten Reform, die unter der Alleinregierung der ÖVP 1966 beschlossen wurde. Aber die politische Einflussnahme blieb. Nur jenen der seither sieben ORF-Chefs, die mit solchem Druck umgehen konnten, gelang es, der größten Medienanstalt des Landes den nötigen Freiraum in der politischen Abhängigkeit zu schaffen.