Oberösterreich-Wahl

SPÖ: Die Hoffnung starb zuletzt

Die SPÖ um Chefin Gerstorfer gab sich am Abend betont zufrieden.
Die SPÖ um Chefin Gerstorfer gab sich am Abend betont zufrieden.APA/TEAM FOTOKERSCHI
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Überraschend knapp fiel der Vorsprung der FPÖ auf die Sozialdemokraten aus, die den Totalabsturz abwenden konnten. Bundesparteichefin Rendi-Wagner kann vorerst durchatmen. Die rote Hoffnung starb zuletzt

Noch wenige Tage vor der Wahl war das Selbstbewusstsein an der roten Spitze groß gewesen: Im „Presse“-Interview kündigte Spitzenkandidatin Birgit Gerstorfer selbstbewusst an, was viele angesichts der Umfragen eigentlich für ausgeschlossen hielten: „Wir werden am Sonntag Zweiter sein“, sagte sie auf ihr Wahlziel angesprochen.

Am Sonntag waren die SPÖ-Anhänger bei der Wahlparty in der Zentrale auf der Linzer Landstraße lange Zeit ähnlich zuversichtlich. Bis spät am Wahlabend war nicht klar, ob die FPÖ oder die SPÖ als Zweite durch das Ziel geht. Gegen 20 Uhr, als Kabarettistin Angelika Niedetzky gerade auf der Bühne die Genossen zum Lachen brachte, war aber schließlich klar, dass es sich doch knapp nicht ausgehen würde. Nach dem historisch schlechtesten Ergebnis 2015 (18,4 Prozent) kommt die SPÖ auf 18,6 Prozent (Stand 20.40 Uhr) und damit auf ihr zweitschlechtestes Ergebnis. Bei den Mandaten bedeutet das Einstand: Die SPÖ erhält wie 2015 elf Mandate im Landtag.

Städte heben Laune

Die Nervosität war an den mit roten Nelken geschmückten Tischen im ehemaligen Kinosaal im Erdgeschoß der Parteizentrale am Sonntag deshalb allgegenwärtig: Über Stunden glaubte man von der Spitzenkandidatin abwärts daran, die FPÖ doch noch zu schlagen. „Ich bin jetzt echt nervös“, sagte eine junge Genossin, als die Spitzenkandidatin unter Applaus gegen 15.50 Uhr in der Parteizentrale eintraf. Die erste Hochrechnung fiel jedoch ernüchternd aus.

Mit 18,3 Prozent lag man da noch unter dem historisch schlechten Ergebnis von 2015. Mit dem Fortschreiten der Auszählungen in den Städten schmolz der Vorsprung der FPÖ. Insbesondere der große Vorsprung in Steyr, den Markus Vogl dort überraschend einfuhr, sowie einzelne „gedrehte“ Gemeinden (etwa Ternberg) hoben die Stimmung bei Landesgeschäftsführer Georg „Schorsch“ Brockmeyer. Tatsächlich dürften auch im „red canyon“ des Oberen Salzkammerguts viele rote Gemeinden „abliefern“, wie Brockmeyer betonte.

Konsequenzen für Bund offen

Dass die SPÖ unabhängig vom Endergebnis am Sonntag eine große Wahlparty mit Kabarett, Gulasch und Rosé Spritz feierte, war neben dem Ergebnis der SPD, das man mit großem Applaus auf der Leinwand genauso wie jenes der Grazer Wahl mitverfolgte – vor allem den guten kommunalen Ergebnissen und der damit einhergehenden Erleichterung geschuldet. Viele der anwesenden Genossen hatten sich klarerweise mehr erhofft, waren aber mit den den einzelnen, teils erfreulichen, Gemeinderesultaten aber sehr zufrieden. Der Totalabsturz, wie mancherorts befürchtet, blieb aus. „Wir haben alles gegeben“, resümierte eine Funktionärin aus Leonding.

Gerstorfers erste Reaktion war – wie ihr Auftreten generell – von Optimismus geprägt: „Die Wähler haben uns die Treue gehalten“, sagte sie im ORF. Und: „Wir sind die einzige Partei, die mit Inhalten punkten konnte.“ In der Zentrale formulierte sie es später dann, vor den eigenen Leuten, pointierter: „Wir haben ein Plus vorne und etwas zu Feiern. Ich wäre jetzt viel lieber bei euch als bei dieser Männerpartie“, sagte sie mit Verweis auf die anderen, allesamt männlichen, Spitzenkandidaten, mit denen noch einige Interview-Runden anstanden.

Die Frage eines ORF-Journalisten nach personellen Konsequenzen kommentierte sie empört: „Eigentlich is es eine Frechheit, dass ich nach einem Rücktritt gefragt werde. Das müsste man Manfred Haimbuchner (FPÖ, Anm.) fragen.“ Für die Analyse wolle man sich aber „externe Hilfe“ der Meinungsforschung holen, sagte Brockmeyer. Für die Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, die am Sonntag nicht in Linz war, wird die intern ausgerufene „Schicksalswahl“ vorerst ebenfalls nichts ändern, wie Brockmeyer der „Presse“ sagt: „Das finde ich übertrieben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2021)

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